Full text: Vorschule der Geschichte

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sich auf, auch den Westen zu unterwerfen. Alles war in Furcht vor 
ihm; man nannte ihn bie Gottesgeißel, weil er von Gott ausersehen 
fei, bie Sünden ber Welt zu züchtigen. Mit einem gewaltigen Heere 
zog er burch Österreich und Süddeutschland über den Rhein. Da 
einten sich Deutsche und Römer gegen ihn. Bei Chalons an ber 
Marne kam es zur Entscheidungsschlacht: ben ganzen Tag stritten 
hier bie Gegner, auch Deutsche gegen Deutsche. Schon war Theo¬ 
berich ber Westgotenkönig gefallen, da führte sein Sohn Thorismund 
bie erbitterten Goten zum Rachekampf gegen die Hunnen. Endlich 
räumten diese das Schlachtfeld. Die Sage meldet, daß die Geister 
der Getöteten noch weiter gekämpft haben, so erbittert waren die 
Feinde gegen einander. (451.) Attila zog sich nach Ungarn zurück. 
Einige Jahre später fiel er in Italien ein, wo vor ihm fliehende 
Einwohner den Grund zur Stadt Venedig legten. Auch hier richtete 
er nichts aus. Bald darauf starb er eines plötzlichen Todes. Mit 
ihm zerfiel das Reich der Hunnen. Sie waren ein wildes, rohes 
unb häßliches Volk. Auf ihren flüchtigen Rossen bnrchschwärmten 
sie bie Länber unb lebten nur vom Raube; Weber bas Eigentum 
noch bas Leben ber Menschen war vor ihnen sicher. 
Gheoderich der Ostgole.*) (Dietrich von Wer,r.) Durch ben 
Untergang bes hunnischen Reiches würben auch bie Ostgoten wieder 
frei unb balb so mächtig, baß der oströmische (griechische) Kaiser ihnen 
Tribut zahlen mußte. An seinem Hofe wuchs der junge ostgotische 
Königssohn Theoderich auf; achtzehn Jahre alt, kehrte dieser zu seinem 
Volke zurück und stritt ruhmvoll an seiner Spitze. Nach seines Vaters 
Tode erhoben ihn die Goten auf den Schild und damit zu ihrem 
Könige. Seine Macht fürchtend, bewog der Kaiser ihn, nach Italien 
zu ziehen, wo der deutsche Heerkönig Odoaker das weströmische 
Kaiserreich gestürzt hatte. Mit einem zahlreichen Heere erschien Theo¬ 
berich an ber Etsch, schlug ben Oboaker bei Verona und belagerte 
ihn in Ravenna. Dieser ergab sich endlich gegen die Zusicherung 
ber Freiheit, würbe aber bei einem Festmahle niebergestoßen, weil er, 
wie Theoberich angab, ihm nach bem Leben getrachtet. Nun siel 
bem Sieger ganz Italien zu, mit bem er die Nachbarländer zu einem 
großen Reiche vereinte. (493.) Er herrschte milde unb friedfertig. 
*) S. 87. 
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