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Zwei unsterbliche Töchter, die Siegesschlachten von Leuktra und Manünea."
Jede ärztliche Hilfe wies er zurück, bis ihm die Kunde vom vollen Siege
gebracht wurde; dann ließ er die todbringende Waffe aus der Wunde
ziehn und hauchte seine große Seele aus.
Sein Freund Pelopidas war schon zwei Jahre früher gefallen, und
dieser beiden großen Männer beraubt, konnte Theben die so rasch er-
worbene Vorherrschaft nicht aufrecht halten; die Folge war eine immer
wachsende Verwirrung und Zersplitterung Griechenlands.
XIV. Alexander der Große.
A. Der Untergang der griechischen Freiheit.
Nördlicher Grenznachbar Griechenlands war die gebirgige Land-
schast Mazedonien. Ihre Bewohner waren den Griechen verwandt, aber
rauher in ihren Sitten. König der Mazedonier war damals Philippus,
ein tatkräftiger und schlauer Mann. Ihm gelang es nach und nach!
viele der griechischen Küstenstädte seines Landes von sich abhängig zu
machen, und da ihm aus den Goldbergwerken der Gebirge große Reich-
tümer zuflössen, so verwandte er auch diese zur Erweiterung seiner Macht,
indem er sie zur Bestechung seiner Gegner benutzte. „So hoch, sagte er
oft, ist keine Mauer, daß nicht ein mit Golde beladen er Esel darüber
hinwegschreiten könnte." Aber er bildete auch ein großes schlagfertiges
Heer, gab ihm eine neue Ordnung, die später so berühmt gewordene
Phalanx, und übte es in unaufhörlichen Kämpfen gegen feine Nachbarn.
Die Hauptaufgabe, die er sich stellte, war der Gewinn der Vorherr-
schast über die Griechen; an der Spitze dieses durch seine Begabung und
Bildung unvergleichlichen Volkes glaubte er der-ganzen Welt entgegen¬
treten zu können. Die größeren Staaten Griechenlands, vor allem Athen
und Theben, verfolgten mit eifersüchtigen Blicken das Wachstum der
mazedonischen Macht, konnten es aber nicht hindern, da sie untereinander
aufs schlimmste verfeindet waren. Endlich gelang es dem athenischen
Redner Demosthenes, diese beiden mächtigsten Staaten Griechenlands
in einem Bunde gegen Philipp zu vereinigen.
Demosthenes, aus bescheidenen Verhältnissen stammend, war in seiner
Kindheit ein schwächlicher Knabe und mußte sich von seinen Mitschülern
viel Spott gefallen lassen. Aber in seiner feurigen Seele lebte der Ehr-
geiz, an die Spitze des Staates zu kommen. Dazu aber mußte er sich
in der Redekunst ausbilden, denn nur durch die Macht der Rede konnten
die Bürger Athens in der Volksversammlung geleitet werden. Nun fehlte
ihm aber mancherlei, was ein guter Redner nicht entbehren kann: er
hatte kurzen Atem und eine schwache Stimme, auch konnte er das R