Full text: Erzählungen aus der Geschichte

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seine Beredsamkeit allgemeine Aufmerksamkeit. Er machte hierauf 
eine Reise nach Griechenland, um sich noch weiter auszubilden. 
Nach seiner Rückkehr bewarb er sich um die höheren Staatsämter 
und erhielt sie auch der Reihe nach bis zum Consulat. In diesen 
Aemtern, so wie durch die zahlreichen Reden, welche er als Sach- 
walter in öffentlichen und Privatangelegenheiten hielt, erwarb er 
sich den Ruhm eines vortrefflichen Bürgers und des größten römi¬ 
schen Redners. 
Während seines Konsulates, im Jahr 63 v. Chr., drohte dem 
Staate große Gefahr. Es hatten sich römische Bürger zum Um- 
stürze des Staates verschworen. An der Spitze der Verschwörung 
stand Lucius Sergius Catilina, ein in Schlechtigkeiten ge- 
übter Mann, welcher die oberste Gewalt an sich reißen und sich 
und seine Anhänger bereichern wollte. Der Senat und die an- 
gesehensten Bürger sollten ermordet und ihr Vermögen in Besitz 
genommen werden. Die Sache wurde aber verratheu und durch 
die Umsicht des Consuls die Gefahr von dem Staate abgewendet. 
Mehrere Verschworene wurden ergriffen und hingerichtet; Catilina, 
welcher eine Schaar Bewaffneter um sich gesammelt hatte, siel mit 
den Seinigen in einem Treffen bei Pisioria in Etrurien tapfer 
kämpfend gegen die Legionen, welche der Senat gegen ihn ausge- 
schickt hatte. 
Indessen entgieng Cicero nicht dem Neide der Parteien. Wäh- 
rend nämlich der in Rom mächtig gewordene Cäsar als Statt- 
Halter in Gallien ruhmreiche Kriege führte, hatte er in Rom feine 
Leute, welche für sein Streben, der Erste des Staates zu werden, 
unermüdlich thätig waren. Unter denselben war besonders ein 
verbrecherischer Mann, Clodius. Dieser ließ nicht ab, bis er den 
Cicero als den einflußreichsten Mann der aristokratischen Partei 
aus Rom entfernt hatte. Auf Grund eines Gesetzes, wornach 
römische Bürger nicht ohne Berufung an das Volk hingerichtet 
werden durften, verlangte er Ciceros Verurtheilung, weil er in 
der catilinarifchen Verschwörung römische Bürger gegen jenes Ge- 
setz nur nach dem Beschluß des Senates hatte hinrichten lassen. 
Der Mann, der Rom vor einem furchtbaren Unglück durch seine 
Umsicht und Entschlossenheit bewahrt hatte, gieng jetzt kleinmüthig 
ins Exil. Jedoch wurde er bald wieder zurückgerufen, erhielt sein 
Vermögen, welches eingezogen worden war, zurück, und der Senat 
ließ ihm sein Hans, das Clodius hatte niederreißen lassen, wieder 
aufbauen. 
Doch wurde Cicero ein trauriges Lebensende zu Theil. Anto- 
nius, gegen dessen schändliches Treiben im Staate er am heftigsten 
aufgetreten war, schickte bei den allgemeinen Proscriptionen, durch 
die er den Staat verheeren ließ, Mörder gegen ihn aus, welche 
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