Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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Adel ist mein Haupt, der Bürger ist mein Herz und der Bauer der 
starke Fuß. der Haupt und Herz und mich selbst trägt." 
2. Joachims Kampf mit dem Raubrittertum. Als Joachim 
zur Regierung kam, herrschten im Lande infolge des Mißwachses 
der vorangegangenen Jahre traurige Zustände. Durch den wirtschaft¬ 
lichen Umschwung (@. 137) war auch der märkische Adel in Not 
geraten. Da lebte das Raubritterwesen noch einmal auf. 
Unter der allgemeinen Unsicherheit litten besonders die reisenden 
Kaufleute und die wehrlosen Bauern. Nach seinem Wahlspruche: 
„Judicio et justitia" (durch Gericht und Gerechtigkeit), traf 
Joachim strenge Maßregeln gegen dieses Unwesen. Er ließ die 
adligen Wegelagerer ergreifen und über 40 von ihnen hinrichten. 
Infolgedessen entstand eine »Verschwörung gegen das Leben des 
Kurfürsten. Der Anschlag wurde aber entdeckt, und die Ver¬ 
schworenen fielen durch Henkershand. 
^ 3. Die Gründung der Universität zu Frankfurt a. d. O. Nachdem 
Joachim I. m Brandenburg die öffentliche Sicherheit hergestellt 
hatte, eröffnete er 1506 zu Frankfurt a. d. O. die Universität, deren 
Gründung schon sein Vater geplant hatte. Sie blühte schnell empor- 
ihre weitere Entwicklung wurde jedoch durch ihre Teilnahme an den 
religiösen Streitigkeiten und durch die Nebenbuhlerschaft Wittenbergs 
gehemmt. Im Jahre 1811 wurde sie nach Breslau verlegt. 
4. Die Judenverfolgung. Die Juden wurden im Mittelalter nicht als 
vollberechtigte Staatsbürger angesehen, sondern mußten sich durch ein Schutz- 
geld die Erlaubnis, im Lande zu bleiben, und die Sicherheit ihrer Person 
erkaufen (S. 98). Durch wucherische Geldgeschäfte erwarben sie sich meistens 
emen bedeutenden Reichtum. Zu dem Neide, den sie dadurch wachriefen 
kam noch der religiöse Haß, so daß oft blutige Judenverfolgungen ausbrachen.' 
Auch unter Joachim I. wurden die Juden der Gotteslästerung, der 
Entweihung von Hostien und der Ermordung von Christenkindern beschuldigt. 
Joachim glaubte der Gerechtigkeit Genüge zu tun, als er 1510 eine allge¬ 
meine Verfolgung der Juden in seinem Lande anordnete. Viele von ihnen 
wurden nach der barbarischen Sitte der damaligen Zeit gefoltert und ver- 
brannt, die anderen wurden ausgewiesen und mußten Urfehde schwören, 
d. h. sich eidlich verpflichten, niemals nach Brandenburg zurückzukehren. 
5. Die Befestigung der landesherrlichen Macht. Wie die 
meisten Fürsten seiner Zeit (S. 136) strebte Joachim I. danach, 
seine landesherrliche Macht zu befestigen. Den Adel, den er bald 
zu Anfang femer Regierung niedergezwungen hatte, hielt er in 
Abhängigkeit. Dadurch schützte er zugleich die von den Adligen oft 
l « nJe' Bücher preußischer Geschichte: Die politische Stel¬ 
lung Brandenburgs unter Joachim I. Atzler, Qu. u. L. II. Nr. 20. 
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