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und Feldherr sein im edelsten Sinne des Wortes. Denn es kann
für ihn und fein Volk die Zeit kommen, wo er als Fürst feines
Volkes zu zeigen hat, „daß der Sieg von feiner Kriegskunst un-
zertrennlich ift, daß fein Scharfblick das Glück feftgefettet hält.
Da mag er den Seinen ein leuchtendes Beispiel geben, wie man
Gefahren, Drangsale, ja selbst den Tod verachten muß unter dem
Gebote der Pflicht, der Ehre und des unsterblichen Ruhmes."
„In der Geldwirtschaft des Staates ist der Fürst der Verwalter
öffentlicher Gelder und als solcher seinen Unterthanen verantwortlich."
—- „Je mächtiger ein Fürst ist, desto freigebiger kann er sein; aber
diese Freigebigkeit soll immer nur das Wohl des Staates bezwecken,
den Gewerbfleiß ermutigen, das Verdienst auszeichnen." — „Um
jeden Mißbrauch feiner Gewalt zu verhüten, foll sich ein Herrfcher
oft die Lage der armen Volksklaffe vorstellen, sich an die Stelle
des Landmannes oder des Handwerkers verfetzt denken und sich als¬
dann fragen: wenn ich in dieser Klasse von Bürgern geboren wäre,
deren ganzes Kapital der Fleiß ihrer Hände ist, was würde ich dann
von meinem Landesherrn verlangen?"
Wohl nahm Friedrich der Große als König seines Volkes für
sich das Recht der Alleinherrfchaft in Anspruch. Aber diese seine
Alleinherrschaft sollte keine Willkürherrschaft feilt; Recht und Gefetz
gab er ihr als Schranken. Diese seine Alleinherrschaft sollte nicht
zur Knechtung seines Volkes werden. Einer solchen Knechtung steht
sein Ausspruch entgegen: „Kein Gefühl ist unzertrennbarer vom
Wesen des Menschen als das Gefühl der Freiheit. Der Gebildetste
und der Roheste, alle sind sie in gleicher Weise davon durchdrungen.
Wie wir ohne Fesseln geboren werden, so verlangen wir auch ohne
Zwang zu leben." — Wohl sollte in seinem Staate neben ihm, dem
Könige, kein anderer „Autorität" besitzen. Er war die Seele seines
Staates; er übernahm das ganze Gewicht des Herrscheramtes auf
seine Schultern; alle Befehle, alle Gefetze, alle Verordnungen gingen
von ihm aus; in feiner Hand vereinigten sich alle die vielverzweig-
ten Fäden, die das Staatsleben umfpannten. Aber damit fetzte er
sich nicht in hochfahrender Verachtung anderer oder in urteilslofer
Überschätzung der eignen Kraft über Einsicht und Mithilfe ferner
Staatsdiener hinweg. Im Gegenteil! Er sagt von sich selbst: „Ich
bin in keinem Stücke groß; nur mein Fleiß kann mich vielleicht
eines Tages meinem Vaterlande nützlich machen. Das ist der Ruhm,
nach dem ich geize." Und ein anderer Ausspruch von ihm lautet:
„Ein Fürst, welcher Rat anhört, ist auch imstande, ihn zu be-
folgen." Ratgeber doch nicht Schmeichler soll der Fürst bei sich
bulden. Dem Fürsten ist Schmeichelei tödliches Gift. Kein Mensch