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ben e>inn unb bie Kraft haben, Söhne bes Vaterlandes zu sein.
Seine Lieder werden leben, so lange Deutsche ringen und singen
werden, um Deutsche zu sein und zu bleiben. Seine Lieder sind
Kinder der That; daher sollen und werden sie auch Thaten erzeugen:
Thaten der Treue und des Mutes, Thaten der Begeisterung und
des Heldentums. Körners Lieder sind das Erbe, das er seinem
Volke hinterlassen. An uns ist es, daß wir dieses Erbes würdig
befunden werden, jetzt und in Zukunft.
XI.
Aus dem französischen Kriege.
a. Der 13. Juli 1870.
Am frühen Morgen des 13. Juli 1870 waren manche der
Besucher der Brunnenanlagen im Badeorte Ems Zeugen einer Be¬
gebenheit, von deren weltgeschichtlicher Bedeutung sie sich zunächst
nichts ahnen ließen. Bor König Wilhelm 1, welcher nach seiner
Gewohnheit im schlichten Bürgerrocke sein Brunnenwasser trank,
stand ein kleiner Herr, der unter lebhaftem Geberdenspiel auf den
König einsprach. Die wenigen gemessenen Antworten des Königs be¬
friedigten offenbar jenen anderen nicht; unter Beobachtung der
gebührenden Ehrerbietung zog derselbe sich zurück. Es war Graf
Benedetti, der am Berliner Hofe beglaubigte Botschafter des fran-
zösifchen Kaisers Napoleon.
Es geschah heute nicht zum ersten Male, daß Benedetti im
Austrage seiner Regierung bei König Wilhelm zu Ems eine Unter-
redung nachgesucht hatte. Am Abend des 8. Juli war Benedetti,
welcher sich bis dahin zu Wildbad im Schwarzwald aufgehalten
hatte, auf Befehl des französischen Ministers Gramont nach Ems
gekommen, um dem Könige Wilhelm in Sachen der spanischen
Königswahl die Ansichten und Wünsche der französischen Regierung
kund zu thun. Kaiser Napoleon und sein Minister des Auswärtigen,
Herzog von Gramont, wußten bereits seit dem Jahre 1869 — wie
dies jetzt urkundlich feststeht — daß die Spanier mit dem Prinzen
Leopold von Hohenzollern in Unterhandlung standen wegen der
Wahl des letzteren zum König von Spanien. Sie wußten des¬
gleichen, daß die preußische Regierung mit dieser Königswahl bisher