46 I. Die Gründung der Nationalstaaten und des Verfasiungslebens,
reich gegen eine Entschädigung von 11% Mill. jÜ an Preußen ab. So
waren die „Risse" des Bündnisses, wie Bismarck sagte, „verklebt".
^vo?Ga?ein" Auflösung des Bundesverhältniffes. Österreich war fest
"unhaltbar" entschlossen, die Herzogtümer an Preußen nur gegen eine Entschädi-
gnng an Land, etwa in Schlesien (Grafschaft Glatz), zn überlassen. Da
König Wilhelm solche Zumutung weit abwies, so suchte Österreich sich
für den drohenden Krieg zu stärken, vor allem durch einen Rückhalt
an den deutschen Mittel- und Kleinstaaten.
Preußen, ebenso entschlossen, sein Anrecht auf die Herzogtümer zur
Stärkung seiner deutschen Vormachtstellung zu benutzen, forderte vergeblich
von Österreich, den Erbprinzen von Augustenburg, dessen Erbrecht es
nicht mehr anerkannte, aus Holstein zu entfernen. Im Gegensatze zu
den harten Maßregeln, mit denen der preußische Gouverneur von
Schleswig, der General von Mantenffel, die Angusteuburgische
Partei zu unterdrücken suchte, ließ der General von Gablenz in Hol-
stein sie fast srei gewähren und gewann dadurch in den Herzogtümern
und in einem großen Teile Deutschlands die Volksgunst für Österreich.
Als letzteres trotz Preußens Beschwerden von diesem „Mittel der Aus-
wiegelnng" nicht abließ, nahm Preußen „für seine Politik volle Freiheit"
in Anspruch. Es schloß nach langen Verhandlungen unter Mitwirkung
Preußens Napoleons III., der fest darauf rechnete, bei einem Kriege zwischen
Österreich und Preußen den Italienern Venetien und Frankreich das
s. April i86s. ^nke Rheinufer verschaffen zu können, mit Italien auf 3 Monate
ein Kriegsbündnis gegen Österreich ab. Bereits begann man
auf österreichischer und preußischer Seite Truppen zusammenzuziehen.
Österreichs Vorschlag einer gleichzeitigen Entwaffnung war nutzlos, da
Erzherzog es von der Aufstellung des Südheeres (95000 M.) in Venetien unter
Tetiet!" dem Erzherzog Albrecht, dem kriegstüchtigen Sohne des Siegers
von Aspern, gegenüber den Rüstungen Italiens nicht ablassen wollte.
Vergebens bot Österreich jetzt Italien durch Napoleons Vermittelung
Venetien an. Während Moltke auf ein rasches Losschlagen drängte,
König Wilhelm I. aber den Gegner erst sich ins Unrecht setzen lassen
wollte, veröffentlichte Bismarck den vom Könige genehmigten und am
Preußens 11. Mai an den Bund gebrachten Vorschlag einer Bundesreform.
9unbpt<mfornv Diese sollte sich auf die Zustimmung eines vom deutschen Volke nach
dem allgemeinen Stimmrecht in direkten Wahlen gewählten Parlamentes,
das auch ferner mitzuwirken berufen war, gründen. Am 10. Juni gab
Preußen diesem Entwurf eine bestimmtere Fassung, durch die Österreich
vom Bundesgebiet ausgeschlossen, aber ein Vertragsverhältnis mit seinen
deutschen Ländern vorgesehen wurde. Dieser Entwurf, mit dem Bismarck
plötzlich die großen nationalen Ziele der preußischen Politik enthüllte,
wurde nur mit Mißtrauen aufgenommen. An dem Konflikt zwischen
dem Abgeordnetenhause und der Staatsregierung und an der aus ihm