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Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart.
§ 218.
enthoben und zum Gouverneur von Böhmen ernannt. An seine
Stelle trat Mantenffel. Dieser rückte nach mehreren Gefechten an
der Tauber bis Würzburg vor und besetzte die Stadt. Währenddessen
drang der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin mit einem
Reservekorps über Bayreuth bis Nürnberg. Weitern Gefechten machte
die bald darauf eintretende Waffenruhe ein Ende.
6. Fortgang des Kampfes in Österreich. Nach der Schlacht bei
Köuiggrätz stand den Preußen der Weg nach Wien offen. Benedek zog
sich über Königgrätz nach Olmütz zurück, um die Preußen von der
Straße nach Wien abzulenken. Ihm folgte die zweite Armee unter
dem Kronprinzen. Die erste Armee unter König Wilhelm und Prinz
Friedrich Karl zog auf Brünn, während die Elbarmee unter Herwarth
von Bittenfeld über Jglau den geradesten Weg nach Wien einschlug.
Generalmajor von Rosenberg besetzte Prag ohne Widerstand.
Bei Tobitschau, südlich von° Olmütz, bestand die zweite Armee
am 15. Juli ein ernstes Gefecht und schnitt die noch bei Olmütz
stehenden österreichischen Truppen von Wien ab. Das königliche Haupt-
quartier befand sich zuletzt in Nikolsbnrg. Dort wurde am 22. Juli
ein Waffenstillstand geschlossen, der am 26. Juli auf vier Wochen ver-
längert wurde.
7. Der Krieg in Italien und zur See. In Italien ttutrett die
österreichischen Waffen siegreich. Erzherzog Albrecht schlug die Italiener
unter Lamarmora bei Cnstozza unweit Verona am 24. Juni, und die
österreichische Flotte unter Tegetthoff errang bei der Insel Lissa im
Adrtattjchert Meere am 20. Juli einen glänzenden Sieg über die ita-
lieuische Flotte unter Persano. Nur den Erfolgen der preußischen
Waffen dankte Italien den Gewinn Veneziens, das der österreichische
Kaiser Italien überließ, um beim Fortgange des Krieges seine gesamte
Truppenmacht gegen Preußeu verwenden zu können.
8. Die Friedensschlüsse. Dem Waffenstillstände zu Nikolsburg in
Mähren folgte am 23. August der Friede zu Prag. Der Kaiser von
Osterreich war mit der Auflösung des Deutschen Bundes einverstanden
und willigte in die Bildung eines neuen Bundes unter Preußens
Führung, der die Staaten nördlich vom Main umfassen sollte, ver-
zichtete auf ferne Rechte an Schleswig-Holstein und zahlte 60 Millionen
Mark Kriegslasten1),- auch erkannte er die Besitzveränderungen irrt vor¬
aus an, die Preußen in Norddentfchland vornehmen werde, sofern sie
nicht das Königreich Sachsen betreffen2).
Mit den süddeutschen Staaten schloß Preußen getrennte Friedens-
vertrage zu Berlin ab. Der Großherzog von Baden war der erste,
*) Die Kriegskosten betrugen 120 Millionen Mark,- dagegen erhielt Österreich
für Abtretung Holsteins 60 Millionen Mark, so daß es tatsächlich nur 60 Millionen
Mark zu zahlen brauchte. 2) Quellenbuch S. 406.