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Burg ober Gart (Stargarb) geschützt. Ihr Hanbel war außerorbentlich
lebhaft, unb bie alte Wenbenstabt Julin (Wollin) war lange sein Mittel-
Punkt. Nach Jnlins Zerstörung burch bie Dänen im 12. Jahrhnnbert
würbe Stettin bie erste hanbeltreibenbe Seestabt. Dabei war bas
Wenbenvolk von kriegerischem Sinn unb einer ungemessenen Freiheitsliebe
beseelt; ihren Kriegsführern (Woiwoben), benen sie nur eine geringe Ab-
gäbe entrichteten, waren sie treu ergeben. Die Gegenstänbe ihrer religiösen
Verehrung waren bie Naturkräfte. Der gute ober weiße Gott war Bel-
bog, ber burch Licht unb Feuer erwärmt unb erzeugt, ber böse ober
schwarze Gott war Czernybog, ber burch Licht unb Feuer verheert unb
zerstört. In Rabegast sahen sie ben Gott ber Stärke unb Weisheit; er
galt zugleich als Kriegsgott unb würbe besonbers zu Rethra in Mecklen-
bürg verehrt. Swantewit, ber Allwissenbe unb Allgütige, hatte seinen
Haupttempel zu Arkona auf Rügen unb ber breiköpfige Triglaf, ber
Herr bes Himmels, ber Erbe unb ber Unterwelt, würbe in seinem Tempel
zu Stettin nnb Brandenburg verehrt.1)
Seit ber Zeit Karls bes Großen kamen bie Wertbett in feinbliche
Berührung mit ben Deutschen. Im Jahre 789 hatte Karl, unterstützt
von ben Obotriten, einen Zug gegen bie Milzen unternommen unb biefe
unb auch bie Sorben unterworfen. Um bie Wenbett leicht im Gehorsam
halten zu können, schuf er eine Militärgrenze unb zwar bie sächsische
Grenze längs ber Elbe bis zur Müubuug ber Saale unb bie sorbische
Grenze längs ber Saale. Das Lanb hinter bieser zusammenhängenben
Grenzlinie würbe Mark, Grenze ober Grenzlanb genannt. Die Mark
sicherte Karl burch befestigte Burgen, Wehrburgen, aus betten Stäbte wie
Magbeburg unb Halle hervorgingen. Zu Befehlshabern ber Mark würben
Markgrafen, bie bie Reichsgrenze zu schützen unb ben Tribut von ben
Wettben einzutreiben hatten, eingesetzt. Heinrich I. (stehe besten Wenben-
krieg, Teil II, S. 73 unb Otto I. (Teil II, S. 78) sicherten nicht nur
bie Ostgrenze bes Reiches, sonbern rückten auch burch Eroberung in ben
Slawenlänbent bie Herrschaft ber Deutschen weiter nach Osten hinaus,
zugleich sorgte aber auch Otto burch Anlegung von sechs Bistümern unb
bes Erzbistums Magbeburg (Teil II, S. 79) für Ausbreitung bes Christen-
tums unter ben Wenben.
Die ganze wenbische Mark vom Zusammenfluß ber Havel unb ber
Elbe an bis nach Süben befehligte unter Otto I. ber Markgraf Gero,
ber bie beutsthe Herrschaft bis zur Ober ausbreitete. Nach seinem Tobe
^ Wohnsitze und Sitten der Slawen und der Pruzen.