Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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die in Berlin anwesenden Offiziere zuvor um sich versammelt und ihnen 
gesagt: „Meine Herren, ich unternehme einen Krieg, in welchem ich keine 
anderen Verbündeten als Ihre Tapferkeit, keine andere Hilfsquelle für mein 
Glück habe. Gedenken Sie des unsterblichen Ruhmes, den unsere Vor- 
eltern sich auf den Ebenen bei Warschau und Fehrbellin errungen haben, 
und machen Sie den Ruf der brandenburgischen Truppen nicht zu 
Schanden." Nach Überschreitung der Grenze schrieb er: „Ich bin über 
den Rubikon gegangen mit fliegenden Fahnen und unter Trommelschlag. 
Ich will untergehen oder Ehre von dieser Unternehmung haben. Mein 
Herz verspricht mir alles Gute, ein gewisses Gefühl weissagt mir Glück." 
Die Protestanten Schlesiens, die unter dem Joche österreichischer Unduld- 
samkeit geseufzt hatten, begrüßten den König jubelnd als Befreier. Auch 
die katholische Bevölkerung ward durch das freundliche Entgegenkommen 
Friedrichs beruhigt. 
Schon am 3. Januar 1741 zog Friedrich in Breslau ein, und nur 
noch einige schwach besetzte Festungen leisteten Widerstand. Als aber die 
Festung Glogau von dem Erbprinzen Leopold von Dessau durch einen 
kühnen Sturm genommen war, rückte endlich Ende März der Feldmarschall 
Graf Neipperg mit 18000 Mann aus Mähren heran. Bei Mollwitz 
i74i in der Nähe von Brieg, kam es am 10. April zur ersten größeren Feld- 
schleicht zwischen Preußen und Österreichern. Die Preußen waren an Zahl 
und Übung der Infanterie und Artillerie, die Österreicher an Reiterei 
überlegen. Bei Beginn des Treffens wurde der rechte preußische Flügel 
durch einen heftigen Kavallerieangriff in wilde Flucht geschlagen und der 
König selbst mit fortgerissen. Auf dringendes Zureden seiner Generale 
verließ der König zur Sicherung seiner Person das Schlachtfeld, und nun 
holte die Infanterie zum letzten Stoß aus, Schwerin und alle Generale 
an der Spitze. Die österreichische Infanterie wurde zurückgeworfen, die 
Kavallerie war nicht mehr ins Gefecht zu bringen. Die unvergleichliche 
Tapferkeit der preußischen Grenadiere hatte den Sieg errungen. Bald 
nach der Schlacht bei Mollwitz kapitulierte Brieg, und der König wandte 
nun alle Sorgfalt darauf, sich eine bessere Reiterei zu bilden, bei welchem 
Bestreben ihm der Oberst von Zieten vortreffliche Hilfe leistete. 
Nach der Schlacht bei Mollwitz hatte Friedrich wiederum an Maria 
Theresia seine Anträge wegen Abtretung Schlesiens erneuert und ihr seine 
Hilfe angeboten. Aber mit Hohn wurde er abgewiesen, und nun schloß 
Friedrich im Juni 1741 ein Verteidigungsbündnis mit Frankreich. 
Ein solcher Schritt widersprach freilich der preußischen Überlieferung, und 
Friedrich tat ihn nicht ohne schwere Sorge und Überwindung, allein ohne
	        
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