Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

— 85 — 
in allen Ortschaften auf die Kniee gefallen, um den Sieg für den König 
zu erflehen. 
Sogleich verlegte nun Friedrich den Krieg wieder nach Böhmen; als 
sich ihm hier jedoch neue Schwierigkeiten entgegenstellten, zog er abermals 
nach Schlesien zurück. Bei diesem Rückzüge überraschte ihn aber der Prinz 
von Lothringen mit 30000 Mann bei Soor (September), in der Nähe 
von Trautenan, wo sich Friedrich mit 18 000 Mann gelagert hatte. Mit 
empfindlichen Verlusten wurden die Österreicher zurückgeworfen, und 
Friedrich setzte ungehindert seinen Rückmarsch nach Schlesien fort. Seine 
Gegner hielten ihn für so geschwächt, daß sie schon einen Angriff auf 
Berlin beabsichtigten; schnell rückte aber Friedrich in die Lausitz ein, schlug 
die Sachsen bei Hennersdorf, in der Nähe von Görlitz, und rückte nach 
Sachsen vor. Der alte Fürst Leopold von Dessau, der am Abend 
seines Lebens den Kriegsruhm seiner Jugendtage erneuern sollte, hatte 
bereits Leipzig, Torgau und Meißen in seiner Gewalt. Darauf zog er, 
von dem Könige angespornt, „den Sachsen noch energischer auf den Hals 
zu gehen", auf Dresden los, wo die sächsische Armee, gestützt auf die 
österreichische Hauptarmee unter dem Prinzen von Lothringen, eine feste 
Stellung bei Kesselsdorf gewonnen hatte. Herzhaft griff Leopold am 
15. Dezember 1745 die sächsisch-österreichische Armee, die auf steilen, durch 
Eis nnd Schnee geschützten Höhen stand, an, warf sie in wenigen Stunden 
aus ihrer Stellung und nahm ihr 48 Geschütze sowie 6500 Gefangene 
ab. Noch an demselben Tage nahmen die Sachsen ihren Rückzug nach 
Pirna und die Österreicher nach Böhmen. Das war die letzte Waffentat 
des alten Desfauers, der bald darauf starb. Schon am 18. Dezember 
hielt der König feinen Einzug in Dresden, wo dann am 25. zwischen 
Preußen und Österreich und Sachsen der Friede geschlossen wurde. Die 
Breslauer Abmachung wurde darin bestätigt, und Friedrich erkannte den 
Gemahl der Königin Maria Theresia als römischen Kaiser an. August III. 
zahlte an Preußen eine Million Taler Kriegskosten. 
Ausgang des österreichischen Erbfolgekrieges. Bereits im Jahre 1745 
war der seines Landes beraubte Kaiser Karl VII. gestorben, und von der 
Mehrzahl der Kurfürsten war der Großherzog von Toskana als Kaiser 
Franz I. (1745—1765) gewählt und gekrönt worden. Karls Sohn und 
Nachfolger, Maximilian Joseph, schloß mit Maria Theresia noch 1745 
den Frieden zu Füßen, in dem er fem Erbland wieder zurück erhielt 
und allen Erbansprüchen entsagte. Mit Frankreich dauerte der Krieg in 
den österreichischen Niederlanden noch einige Jahre fort, und die Franzofen 
kämpften glücklich, trotzdem zeigte Ludwig XV. von Frankreich wenig
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.