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Verteidigung aufs beste eingerichtet. Vergeblich lag Jagello zehn Wochen
mit seiner ganzen Macht vor der Burg; er gab die weitere Belagerung
auf und trat den Rückzug an.
Vom ersten Thorner Frieden bis zur Säkularisation des Ordens-
landes. Nach dem Abzüge des Feindes wählten die Ordensbrüder Heinrich
von Plauen zum Hochmeister, und diesem gelang es in kurzer Zeit, das
Land aus der Hand der Polen zurückzugewinnen und einen Verhältnis-
mäßig günstigen Frieden zu schließen. Im ersten Frieden von Thorn
1411 behauptete der Orden fast sein ganzes Gebiet mit Ausnahme von
Samogitien (Szamaiten), einem eroberten Teil Litauens; aber es war
ein arg verwüstetes Land, von Hader und Zwietracht zerfressen. Da galt
es, zerstörte Burgen, niedergebrannte Dörfer, geschädigte Städte wieder
zu erbauen, menschenleere Gegenden wieder zu bevölkern. Mit eiserner That-
kraft griff Heinrich von Plauen durch: die Wertgeräte und Kirchenschätze
des Ordens wurden eingeschmolzen, die Städte und Ritter, Bauern und
Knechte mit Zins belegt. Die gelockerte Zucht im Orden wieder ein-
geschärft. Das schaffte dem Hochmeister nirgends Freunde, die Ordensritter
waren erbittert gegen ihn. Sie feindeten ihn an, verklagten ihn und ent-
setzten ihn seines Amtes. Fünfzehn Jahre lang hielt man den Retter des
Landes in Gefangenschaft. Kaum wieder freigelassen, starb er.
Der Adel und die Städte traten nun in offenen Gegensatz zum Orden,
bildeten 1440 zu Marienwerder den „preußischen Bund" zur Verteidigung
ihrer Rechte gegen die Übergriffe des Ordens und erklärten 1454 dem
Ordert den Krieg, indem sie sich dem Könige Kasimir von Polen unter-
warfen. Anfangs errang der Orden einen glänzenden Sieg bei Könitz, aber bald
fehlte es ihm an Geld. Es kam soweit, daß die Söldner, denen der Hoch-
meister den rückständigen Sold nicht mehr bezahlen konnte, dem Könige von
Polen die Marienburg verkauften. Nur mit Mühe entkam der Hochmeister
der Gefangenschast und zog sich von der Marienburg nach Königsberg
1466 zurück. Im zweiten Frieden zu Thorn mußte endlich 1466 der Orden
alles Land westlich der Weichsel nebst Ermland (Westpreußen)
an Polen abtreten und behielt nur Ostpreußen als polnisches Lehn.
So war also Preußen vom deutschen Reiche losgelöst und den Slaven
überantwortet. Es schien, als sollte das von den Deutschen vor Jahr-
Hunderten siegreich zurückgedrängte Slaventum hier in Preußen und bald
auch an den Ostseegestaden für immer triumphieren. Da wurden die
Hohenzollern die Retter des Landes.
Nach dem zweiten Frieden von Thorn strebten die Ordensritter da-
nach, in Ostpreußen die Lehnshoheit abzuschütteln. Um dies zu erreichen,