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sie in der Vorstadt von Merseburg an. Er gab ihnen dann Acker und
Waffen und gebot ihnen, mit ihren Landsleuten Frieden zu hatten;
gegen die Wenden aber ertaubte er ihnen auf den Raub auszuziehen,
so oft sie es wollten. (Burg-Städte; Bewohner „Bürger.")
y) Heinrich I. gründet eine tüchtige Reiterei.
Der umsichtige König war nun weiter darauf bedacht, sich eine
Kriegsmacht zu schaffen, die es mit den flinken ungarischen Reitern aus-
zunehmen im stände war, eine tüchtige Reiterei.
Im «Sachfenheere. hatten bisher nur wenige Edle zu Roß Kriegs-
dienste geleistet. Heinrich gebot nun auch seinen Lehnsleuten und
Dienstmannen, gleichfalls ihrer Kriegspflicht zu Pferde zu genügen.
So bildete er sich in kurzer Zeit eine stattliche Reiterei, die er tüchtig
einübte und zum Kampf mit den gefürchteten Ungarn geschickt machte.
Hierdurch legte Heinrich in Sachsen den Grund zu dem im Mittel-
alter so bedeutenden Ritter-(d. i. Reiter-)stande. Fortan dienten alle
Lehnsleute und größeren Freien nur zu Roß im Heere uud betrachteten
es als ihre höchste Lebensaufgabe, gewandte Reiter und geschickt im
Kampfe zu Pferde zu werden.
So ist Heinrich I. mit Recht als der Begründer der Städte und
des sich in ihnen (den festen Plätzen und Burgen) entwickelnden Bür-
gerstandes, sowie des Rittertums zu bezeichnen.
f) Heinrich I. besiegt die Reichsfeinde.
» a) Die Wenden.
Um seine Einrichtungen zu erproben, zog Heinrich zunächst gegen die
nächsten uud minder starken Feinde, gegen die Wenden an der Havel
(Heveller). Nachdem er sie in mehreren Treffen besiegt hatte, zogen
diese sich in ihre Hauptstadt Breunabor, das heutige Brandenburg, zu-
rück, die hinter Seeen und Sümpfen lag. Als aber im Winter 928
heftiger Frost eintrat, marschierte er über das Eis und nahm die Stadt
durch Kälte, Hunger und Schwert ein.
Zum Schutze gegen diese Wenden errichtete er noch in demselben
Jahre die Mark Nordsachsen oder die Nord mark, die heutige Alt -
mark, und legte dadurch den Grund zum brandenbnrgisch-preußischen
Staate.
Von dem Gebiete der unterworfenen Heveller wandte sich der
König gegen die Daleminzier, welche um die Stadt Meißen herum
wohnten. Auch diese besiegte er in kurzer Zeit und nahm ihre feste Stadt
Jana etu. Da zwischen den Deutscheu und Wenden ein tödlicher Haß
herrschte, erging es der Stadt und ihrer Bevölkerung sehr traurig: man
überließ die Stadt den Kriegern zur Plünderung, alle erwachsenen
Personen wurden niedergemacht, die Knaben und Mädchen für die Ge-
fangenschaft aufbewahrt, um als Sklaven verkauft zu werden. (Das
Wort Sklave soll bei den Deutscheu von „Slave" herkommen!)
Als Stützpunkt für die deutsche Herrschaft legte Heinrich an der
Elbe den Grund zu der festen Stadt Meißen. Von hier aus drang