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Jetzt bestrafte er die treulosen verräterischen Großen, welche ihm
nach dem Leben getrachtet haben sollen, auf grausame Art: einige ließ
er blenden, andere verbrennen, noch andere mit einem Pfahl, der ihnen
durch den Leib gebohrt wurde, an den Boden heften; so befleckte er seinen
Sieg durch unerhörte Grausamkeit.
c) Seine Pläne und sein jähes Ende.
Kaiser Heinrich stand nun auf dem Gipfel seiner Macht. Zunächst
beugte er die Macht des Papstes, den er von Norden und Süden um-
klammert hielt. Die Fürsten waren ihm alle treu und in Gehorsam er-
geben. Als er nach Deutschland zurückgekehrt war, hoffte es deshalb, sie
durch reiche Geschenke bewegen zu können, daß sie auch die Kaiserwürde,
ähnlich wie die andern weltlichen Würden im Reich, für erblich erklärten.
Auch suchte er sich die Großen dadurch geneigt zu machen, daß er den
weltlichen noch einmal feierlich die Erblichkeit ihrer Lehen zusicherte, und
den geistlichen die freie Verfügung über ihre beweglichen Güter gestattete.
Zwar waren ihm die Fürsten insoweit zu Willen, daß sie 1196 sein erst
2 jähriges Söhnchen Friedrich zum Nachfolger erwählten; allein die Erb¬
lichkeitserklärung der Kaiserwürde scheiterte an dem Widerstande der nie-
derdeutscheu Fürsten und dem Entgegenwirken des Papstes. Da aber be-
reits 50 Fürsten für feinen Plan gewonnen waren, fo würde er fein Ziel
doch erreicht haben, wenn er nicht fo früh durch einen jähen Tod dahin¬
gerafft worden wäre.
Auch soll Kaiser Heinrich VI. daran gedacht haben, eine Weltherr¬
schaft zu errichten, wie sie einst die Römer am Mittelmeer besessen hatten;
ja, er wollte sogar „den Eifer der Kirche, den Thatendrang der Ritter¬
schaft, die fromme Begeisterung der Maffen, alle Kräfte des Abendlandes
in feiner allgewaltigen Hand zusammenfassen, um auch im Morgenlande
die alte Einheit des weltbeherrschenden Römerreiches wiederherzustellen."
Schon pochte er 1196 mit mächtiger Faust an die morschen Pforten des
griechischen Reiches und die Griechen mußten sich dazu verstehen, ihm Tribut
zu zahlen; schon war ihm die Insel Eypern und das Fürstentum Antiochien
gehorsam, als er plötzlich — erst 32 Jahre alt — starb. Auf der Jagd
hatte er, stark erhitzt, einen Trunk kalten Waffers zu sich genommen; an
den Folgen der Erkältung erlag er im Herbst 1197. Der Mönch Otto
von St. Blasien beklagt fein Ende: „Sein Tod möge dem Volke der
Deutschen und allen Völkern Germaniens in Ewigkeit beklagenswert sein;
denn er hat sie berühmt gemacht durch die Schätze der anderen Länder
(z. B. Sieiiiens) und hat Schrecken vor ihnen allen Völkern im Umkreis
durch seine kriegerische Tapferkeit eingeflößt und er hat gezeigt, daß sie sicher
allen Völkern überlegen fein würden, wenn nicht durch frühzeitigen Tod
der Mann dahingerafft worden wäre, durch dessen Tapferkeit und Thätig-
feit die Zierde des Kaisertums zu dem Zustande alter Würde wieder auf-
geblüht wäre."
In Palermo wurde sein Leichnam mit großer Pracht bestattet. Der
erwählte Erbe war ein dreijähriges Kind, zu dessen Vormund die kaiser-
liche Witwe den Papst bestimmte.