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Ach, wüßtest du, wie's Fischlein ist
so wohlig auf dem Grund,
du stiegst herunter, wie du bist,
und würdest erst gesund.
Labt sich die liebe Sonne nicht,
der Mond sich nicht im Meer?
gehrt wellenatmend ihr Gesicht
nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
nicht her in ew'gen Tau?“
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
netzt ihm den nackten Fuß;
sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm,
da war's um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
und ward nicht mehr gesehn.
Joh. Wolfgang v. Goethe.
26. Der Ring des Polykrates.
Er stand auf seines Daches Zinnen,
er schaute mit vergnügten Sinnen
auf das beherrschte Samos hin.
„Dies alles ist mir untertänig,“
begann er zu Agyptens König,
„gestehe, daß ich glücklich bin!“
„Du hast der Götter Gunst erfahren.
Die vormals deinesgleichen waren,
die zwingt jetzt deines Zepters Macht.
Doch einer lebt noch, sie zu rächen;
dich kann mein Mund nicht glücklich sprechen,
so lang' des Feindes Auge wacht.“
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