III. Die Genesis der französischen Kevolution.
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Leibarzt des geistesgestörten Christian YII. als Vertrauter der
Königin Karoline Mathilde zum allmächtigen Minister aufschwang.
Aber er überstürzte sich in seinen Reformen, beleidigte das
dänische Nationalgefühl und erlag einer Hofpartei, die ihn nach
einem Prozesse, in dem er sich feig und unmännlich zeigte,
enthaupten ließ (1772). Nach langjähriger Reaktion folgte die
ausgezeichnete Verwaltung des Grafen Bernstorff, der die Leib¬
eigenschaft der Bauern aufhob.
In Schweden, wo seit 1718 der Adel wieder zur Macht
gelangt war, stellte Gustav III., gestützt auf Frankreich, seine
Garde und das Yolk, ein starkes, wenn auch nicht absolutes,
Königtum wieder her (1772) und begann ein Jahrzehnt lang mit
rühmlichen Reformen; dann aber verschlechterte sich seine
Regierung; 1792 wurde er von einem Gardeoffizier Anckarström
ermordet.
e) Die romanischen Länder und die Jesuiten. In den roma- §
nischen Ländern richteten sich die Reformbestrebungen vor¬
nehmlich gegen die Jesuiten1, die einen politischen Körper
im Staate bildeten, nur Rechte beanspruchten, ohne Pflichten zu
kennen, und die Wirksamkeit der Staatsgewalt hinderten. So in
Portugal, das, durch die Masse der anproduktiv bleibenden
Edelmetalle, durch seine Abhängigkeit von England und die
Priesterherrschaft im 18. Jh. wirtschaftlich heruntergekommen, in
dem trefflichen Minister Pombal einen Retter fand, der die
wirtschaftliche Abhängigkeit des Landes von England nahezu
beseitigte, Finanzen und Justiz besserte, eine tüchtige Verwaltung
schuf und die Jesuiten verjagte; doch waren seine Reformen
1) In Deutschland führte der Widerspruch gegen das Treiben der Jesuiten
zur Stiftung des Geheimordens der Illuminaten (1777), der die Aufklärung
und sittliche Besserung der Menschen bezweckte und dem Freimaurerorden
ähnlich war. (Die free masons stammten aus England und bezeichneten an¬
fangs Gilden zum Zweck der Schmückung der Kirchen, dann Verbindungen
zum Zweck der Verbreitung von Bildung und Gesittung.) Sogar im katho¬
lischen Klerus Deutschlands entstanden Bewegungen, die gegen die päpstliche
Macht gerichtet waren und die Aufrichtung einer deutschen Nationalkirche im
Auge hatten (1785 Emser Panktation der Erzbischöfe von Mainz, Trier, Köln,
Salzburg). Aber diese Bestrebungen verliefen im Sande.