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nannte man den Bund den Delischen. Aristides wurde zum Oberauführer
der gemeinsamen Flotte gewählt. Sie drängte die Perser immer weiter
zurück, und als im Jahre 449 die persische Flotte bei Salamis auf Cyperu
vollständig geschlagen wurde, wagten es die Perser nicht mehr, den Griechen
die Herrschaft über das Ägäische Meer streitig zu machen.
10. Das Giide des Cbemiftohles und des Hriftldes. Nach der
Schlacht bei Salamis priesen die Griechen Themistokles als den Retter ihres
Vaterlandes. Als er bald darauf bei den olympischen Spielen erschien, wandten
sich aller Augen von den Kämpfern ab und ihm zu, und von allen Lippen
wurde sein Name genannt. Gerührt gestand er seinen Freunden, daß dies der
glücklichste Tag seines Lebens sei. Die Athener aber fürchteten, daß er sich
zum Alleinherrscher aufschwingen werde, und verbannten ihn durch das Scherben-
gericht. Der früher fast Vergötterte wanderte nun in der Fremde von Land
zu Land. Als ihn der Perserkönig, der ihm in Kleinasien eine Freistätte
gewährt hatte, zwingen wollte, gegen sein eigenes Vaterland zu kämpfen, soll er
seinem Leben durch Gift ein Ende gemacht haben.
Sein Gegner Aristides lebte bis an sein Ende hochgeehrt in Athen. Seine
Gerechtigkeitsliebe und Redlichkeit erwarben ihm die Hochachtung seiner Mit-
bürger. Als er starb, bestattete man ihn aus Dankbarkeit auf Staatskosten,
und seine Töchter erhielten bei ihrer Verheiratung eine Aussteuer vom Staate.
9. Das Zeitalter des Perikles.
1. Perikles und die Blütezeit Htbens. Nach den Perserkriegen
erhob sich Athen zu seinem höchsten Glänze. Nun hatte man Muße, die
schönen Künste zu pflegen. Die Gold- und Silberschätze, die bisher für den
Krieg verwendet worden waren, wurden dazu benutzt, die Stadt würdig zu
schmücken. Der berühmteste Staatsmann dieser Zeit war Perikles, der vierzig
Jahre lang (von 469—429) den Staat leitete. Er stand in außerordentlich
hohem Ansehen und herrschte fast wie ein König. Keine wichtige Entscheidung
wurde getroffen ohne ihn. Wollte er, daß jemand verurteilt werden sollte, so
geschah es; wollte er einen Angeklagten befreit haben, so geschah es ebenfalls.
Besonders wußte er die Athener durch das Feuer seiner Beredsamkeit hinzureißen.
Sie nannten ihn deshalb auch den „Olympier", weil er „den Donner und Blitz
auf seiner Zunge trage". Einst hielt er nach einer Schlacht den Gefallenen
eine Leichenrede. Diese machte auf die Zuhörer einen solchen Eindruck,
daß die Mütter der gefallenen Söhne ihn, als er von der Rednerbühne
herabstieg, umarmten und bekränzten. — Seine Gunst beim Volke hatte
Perikles namentlich dadurch erlangt, daß er sich stets auf dessen Seite stellte.
Um sich immer mehr in der Volksgunst zu befestigen und durch diese zu
herrschen, verdrängte er die Reichen aus den öffentlichen Ämtern und setzte
arme Bürger an ihre Stelle. Damit diese aber solche Ämter verwalten
konnten, ließ er ihnen einen Sold auszahlen, der anfangs täglich einen Obolus,
später drei Obolen betrug. Wer an der Volksversammlung teilnahm, bekam
jedesmal einen Obolus, daher fehlten die Armen hier nie gern. Auch ließ