XIV Kulturgeschichtliche Grundbegriffe.
Kultur und Weltherrschaft ab. Ein Tell verschmolz mit den Gräko-Jtalikern zur
Mschrasse der Romanen (Italiener, Spanier, Portugiesen, Franzosen, Rumänen,
Kolonisten von Mittel- und Südamerika); die eigentlichen Germanen beherrschen
als Deutsche Mitteleuropa, als Skandinavier Nordeuropa, als Engländer und
Nordamerikaner fast alle wichtigen Punkte des Erdballs, die für die Seeherrschast
m Betracht kommen. Die Slaven sind bis jetzt vorwiegend kontinental geblieben,
bewohnen als Böhmen, Polen, Slovenen (Österreich), Serben, Bulgaren (Balkan¬
halbinsel), vor allem aber als Russen Ost- und Südosteuropa und haben den
nördlichen sowie zentralen Tell Asiens unterworfen. — Kleinere Zweige der
Jndogermanen, wie Illyrier, Letten, Balten rc., kommen für die Kultur nicht
oder wenigstens nicht wesentlich in Betracht.
V. Quellen der Geschichte.
Unter „Duellen" der Geschichte versteht man diejenigen Überlieferungen,
aus denen wir die Kenntnis des Geschehenen schöpfen; sie können mündlich und
schriftlich sein. Mündliche Überlieferungen sind sehr unsicher; aber auch schuft*
liche sind nicht immer genau und wahrheitsgetreu; sie müssen deshalb mit großer
Borsicht geprüft und mit den Ergebnissen anderweitiger einschlägiger Forschungen
verglichen werden. Daraus entsteht dann die Geschichtswissenschaft. Ge¬
schichtliche Überlieferungen können sein:
1. Aufzeichnungen von Geschichtschreibern (Historikern); sog. Chroniken
(Zeitgeschichten) und Annalen (Jahrbücher) von Städten, Tempeln, Klöstern
u. dgl.; Tagebücher hervorragender Fürsten, Staatsmänner, Feldherrn, Gelehrter,
Künstler; für die neuere Geschichte sind auch ß e i t u n g c n eine wichtige Quelle,
weil sie viele zeitgenössische Ereignisse ausführlich behandeln.
2. Inschriften aller Art, z. B. auf Gesetztafeln, öffentlichen Gebäuden, Tem¬
peln, Denkmälern, Säulen, Grabmälern, Münzen u. dgl. Besonders wichtig
sind diese Inschriften für bie alte Geschichte, in erster Linie für diejenige Zeit,
aus bet wir anderweitige schriftliche Mitteilungen nicht mehr haben. In Italien,
Griechenland, Ägypten unb Vorberasien werben gegenwärtig von ben Kultur¬
staaten fachmännisch geleitete Ausgrabungen veranstaltet, bie unter anbeten
künsllerisch-wissenschastlichen Ergebnissen auch wertvolle Inschriften zutage förbetn.
VL Einteilung der Geschichte.*)
Vom räumlichen Gesichtspunkt aus knüpft man an Erbteile, Länbet, Ge-
genben, geographisch unb klimatisch abgeschlossene Gebiete u. dgl. an und spricht
von Geschichte der asiatischen, europäischen oder orientalischen (morgenländischen)
und okzidentalen (abendländischen) oder Mittelmeer-, Tropen-, Polarvölker u. dgl.
— Der persönliche Standpunkt wird bei großen Männern eingenommen (Ge-
i) In dem geschichtlichen Verlauf gibt es, wie in der Natur überhaupt, im großen
und ganzen keine schroffen Übergänge und Sprünge; alles vollzieht sich in einer organi.
fchen Entwicklung, die weder künstlich aufgehalten, noch künstlich beschleunigt werden
kann. Gewaltsame Eingriffe kommen wohl vor, wirken indes nur vorübergehend; wo
sie dauernd werden wollen, führen sie zum Untergang. Also kann es strenge genommen
keine eigentlichen Abschnitte geben. Aber um der leichteren Behandlung willen teilen
wir die Geschichte dennoch ein und zwar nach räumlichen, persönlichen und zeitlichen
Gesichtspunkten.