Die Herrscher aus dem Hause Hohenzollern.
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keinen weitern Vorteil, aber sie gab den Nachfolgern den Sporn, sich
des Titels würdig zu erweisen.
3. Der spanische Erbfolgestreit, 1701—1714. Als der letzte König
von Spanien, Karl II. aus dem Hause Habsburg, 1700 gestorben war,
erhoben auf sein Erbe einerseits der Kaiser Leopold II., als Gemahl der
jüngernSchwester Karls II., Marg. Theresias, und andrerseitsLudwigXIV.,
als Gemahl der altern Schwester Karls, Maria Theresias, Anspruch.
Das Testament Karls II. nannte Philipp von Anjou, den zweiten
Enkel Ludwigs XIV., als alleinigen Erben der gesamtenspanischen Monarchie.
Dieser nahm die Erbschaft an und fand auch bald als Philipp V. in
Spanien allenthalben Anerkennung. Da durch diese Besitznahme des
spanischen Thrones der französische Einfluß auf den Gang der euro- Bündnis
päischen Geschichte aber allzu mächtig'geworden wäre, schlössen die Seemächte Ludwig.
England und Holland mit dem Kaiser Leopold, dem König von Preußen
und den meisten deutschen Reichsfürsten ein Bündnis gegen Frankreich.
Zur Partei Ludwigs XIV. gehörten außer Spanien auch zwei deutsche
Reichsfürsten, die Kurfürsten von Cöln und Bayern.
Der vierzehnjährige Krieg, der nun wegen des spanischen Erbes Der Krieg,
entbrannte, gehört zu den größten in der europäischen Geschichte. Er
wurde zur See und zu Lande geführt; in Spanien, Oberitalien, Deutsch-
land und in den spanischen Niederlanden waren die wichtigsten Schau-
platze des Krieges; Frankreich selbst wurde wenig berührt.
Im Jahre 1704 erfochten Prinz Eugen und der Herzog von Marl-
borough einen glänzenden Sieg über das bayrisch-französische Heer bei
Höchftädt a. d. Donau und räumten so Süddeutschland von den Fran-
zosen; Prinz Eugen befreite zwei Jahre später das hartbedrängte Turin. $zurin'
Hier erwarben sich die preußischen Truppen unter dem Befehl des 1706.
Herzogs Leopold von Anhalt-Dessau großen Ruhm. Die Franzosen
mußten nun auch Oberitalien räumen. Marlborough gewann in dem¬
selben Jahre durch den Sieg bei Ramillies ganz Belgien. Als Ludwig RamMes
noch einmal ein großes Heer gegen die Verbündeten führte, wurden auch )-
diese letzten Streitkräfte bei Malplaquet im Hennegau niedergeworfen. Malpiaquet
Jetzt bot der König bei der gänzlichen Erschöpfung Frankreichs Frieden
an; er wollte auf Spanien, selbst auf das Elsaß verzichten, ja er war
sogar bereit, Hilfsgelder zu zahlen, um seinen Enkel aus Spanien
zu vertreiben.
Zwei Ereignisse befreiten ihn aber aus seiner verzweifelten Lage, Glucks-
ein Machtwechsel in England und der Tod des Kaisers Joseph 1.1711. —
In England wurde Marlborough und das kriegslustige Ministerium ge¬
stürzt und der berühmte Feldherr vom Kriegsschauplatz abberufen. Karl VI.,
der Nachfolger Josephs in den österreichischen Ländern und in der
Kaiserwürde, der als Träger der spanischen Krone ausersehen war, schien
als Erbe der österreichischen und der spanischen Länder den eignen
Bundesgenossen zu mächtig.