Full text: Vom ersten Auftreten der Germanen bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (Teil 1)

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III. Das Frankenreich. 
Pipinische 
Schenkung 755. 
Die Missionare 
vor Bonifatius. 
Bald bot sich für Pipin Gelegenheit, sich dem Stuhle Petri 
dankbar zu erweisen. Der Langobardenkönig Aistuls strebte nach 
Machterweiterung. Er eroberte die oberitalischen Besitzungen der 
Byzantiner, das Exarchat Ravenna, und bedrohte nun auch Rom, 
den Sitz des obersten Kirchenfürsten. Papst Stephan II. wandte 
sich hilfesuchend an den Frankenkönig und erschien zu diesem Zweck 
selber in Paris. Pipiu überschritt mit Heeresmacht die Alpen, be¬ 
siegte die Langobarden, entriß ihnen die eroberten Gebiete und über¬ 
gab nun das Exarchat Ravenna und einige Küstenstädte (das Land 
vom Po bis Ancona) dem Papste als Geschenk (Pipinische Schenkung). 
Damit legte er den Grund zum Kirchenstaat oder zur weltlichen 
Herrschaft des Papstes (755). Der Papst verlieh ihm den Titel 
Patricius von Rom und übertrug ihm mit dieser Würde das 
Recht und die Pflicht des Schutzes von Rom und der Kirche. Wie 
sein Vater, so war auch er bemüht, den ostrheinischen Stämmen die 
Segnungen des Christentums zuzuführen. 
Pipin starb 768 nach einer tatenreichen und ruhmvollen Re¬ 
gierung. Kurz vor seinem Tode teilte er das Reich unter seine beiden 
Söhne Karl und Karlmann. Ersterer erhielt dabei den nördlichen 
Teil von Anstrasien und Neustrien; letzterer den südlichen. 
§ 18. 
Das Christentum bei den Deutschen. Bonifatius. 
1. Wir wissen, daß die salischen Franken schon Ende des 5. Jahr¬ 
hunderts den katholischen Glauben annahmen (§ 14, 3). Die ost¬ 
rheinischen Stämme lebten damals und noch länger in heidnischer 
Finsternis. Mit dem Auskommen der Karolinger vollzog sich nun 
auch bei ihnen der so wichtige Übergang aus dem Heidentum 
ins Christentum. Die Bekehrung ging aber nicht von der 
fränkischen Geistlichkeit aus, welche unter den vielen Kämpfen und 
Wirren des Reiches ziemlich entartet war, auch nicht von dem be¬ 
drängten Rom, das sich infolge der Unruhen der Völkerwanderung 
und den in Italien immer wechselnden Herrschern nicht recht entwickeln 
konnte, sondern von zwei sernen Inseln, von Irland und England. 
Zuerst erschienen (Anfang des 7. Jahrhunderts) irische Mönche in 
den germanischen Wäldern und verkündeten da mit regem Eifer die 
Lehre vom Kreuze. Die tätigsten unter ihnen waren Kolumban, 
sein Schüler Gallus und Kilian. Die beiden ersten wirkten unter 
den Alemannen am Bodensee; Gallus gründete mitten in der Wild¬ 
nis das Kloster St. Gallen, das bald eine Pflanzstätte der Bildung 
und Gelehrsamkeit wurde und große Bedeutung sür die christliche
	        
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