Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Schule

Das Herz voll Kummer schloß er den Reichstag. Darauf 
begab er sich am 6. Mai 973 nach Memleben. Hier, wo der 
Vater verschieden war, holte auch ihn der Tod aus dem 
irdischen Leben ab. 
9. Die hl. Mathilde. 
Die Gemahlin Heinrichs I. und Mutter Ottos 
des Großen hieß Mathilde. Ihr Wahlspruch war: Bete 
und arbeite! und nach diesem Wahlspruche war ihre Zeit 
zwischen Gebet und Arbeit geteilt. Den Armen war sie 
eine große Wohltäterin' sorgfältig erkundigte sie sich nach 
den Kranken und Notleidenden, besuchte, beschenkte und 
tröstete sie. 
Im Frühjahr 936 bekam Heinrich einen Schlaganfall. Er 
ahnte, daß er bald sterben werde, rief seine Gemahlin zu 
sich und sprach zu ihr: *3ch danke Gott, daß ich nicht den 
Schmerz habe, dich vor mir sterben zu sehen. Du hast mich 
oft besänftigt, wenn ich zürnte; du hast mich auf den Weg 
des Rechts geleitet, wenn ich irrte; du hast mich oft und 
innig gebeten, Barmherzigkeit zu üben an den Unterdrückten, 
und in allen Dingen hast du mir mit deinem treuen Rate bei- 
gestanden. Habe Dank für alles. Ich empfehle Gott und der 
Fürbitte seiner Heiligen dich und unsre Kinder, sowie auch 
meine Seele, die nun bald diesen Leib verlassen wird." Bald 
darauf verschied er. 
Nach dem Tode Heinrichs lebte Mathilde still und zurück- 
gezogen von der Welt; sie Pflegte die Armen und Kranken 
und stiftete Klöster und Kirchen. 
Als ihr Sohn, König Otto, einst in Italien weilte, 
erfuhr er, daß die Mutter sich dem Tode nahe fühle und 
großes Verlangen habe, ihn noch einmal zu sehen. Schnell 
eilte er herbei, um den Wunsch der Mutter zu erfüllen. Doch 
bald mußte er nach Italien zurückkehren. Es war ein schmerz- 
Itcher Abschied. Mutter und Sohn gingen in die Kirche, um 
die heil. Messe zu hören und sich im Gebete zn stärken. 
Nach dem Gottesdienste empfahl die Mutter dem Könige, 
nach ihrem Tode für ihre Stiftungen und Klöster zu forgen. 
Dann sprach sie: „Wir wechseln hier die letzten Worte. Ich 
fühle, daß ich dein Antlt| nicht mehr sehen werde." Mit 
Tränen nahmen sie Abschied. Otto bestieg stumm sein Roß 
und ritt von bannen. Mathilde schaute ihm von den Treppen- 
stufen ber Kirche nach. Dann eilte sie ins Gotteshaus zurück
	        
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