Ferdinand Cortes. 
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am Ufer und die schöne, schnurgerade Straße, welche nach Mexiko führte, ins 
Auge fiel. Unsere Verwunderung stieg in der Tat aufs höchste und wir sprachen 
untereinander, daß hier alles den Zauberpalästen in Amadis Ritterbuche^) gleiche: 
so hoch und stolz stiegen Türme, Tempel und Häuser mitten aus dem Wasser 
hervor. In Jztallapan selbst stiegen unsere Vorstellungen von der Macht und 
dem Reichtum dieses Landes immer höher. Wir wurden in wahre Paläste 
einquartiert, die von ansehnlichem Umfange, mit großen Höfen umgeben, aus 
schön behauenen Quadersteinen, aus Zedern- und andern wohlriechenden Holze 
aufgeführt waren. Sämtliche Gemächer waren mit Tapeten von baumwollenen 
Zeugen behangen. 
Am nächsten Morgen zogen wir nach Mexiko. Die Dammstraße war acht 
Schritt breit, aber gegenwärtig für die Menge von Menschen, welche in die 
Stadt hineinwallten und aus derselben herausströmten um uns zu sehen, viel 
zu enge, so daß wir uns kaum bewegen konnten. Alle Türme und Opfertempel 
waren mit Zuschauern bedeckt, der ganze See lag voll von Fahrzeugen, die mit 
Neugierigen angefüllt waren. Wer wollte sich auch darüber wundern, da man 
Leute unserer Art und Pferde noch nicht hier gesehen hatte. Von Strecke zu 
Strecke hatten wir eine neue Brücke zu passieren und vor uns dehnte sich die 
Stadt Mexiko mit all ihrer Herrlichkeit aus. Und wir, die wir durch die 
zahllosen Menschenmassen hinzogen, waren ein Häuflein von 450 Mann und 
hatten den Kopf noch voll von den Warnungen der Bewohner von Tlaskala 
und anderer Städte und von den Vorsichtsmaßregeln, die sie uns empfohlen 
hatten um unser Leben gegen die Mexikaner sicher zu stellen. Wenn man 
unsere Lage erwägt, darf man wohl fragen, ob es je Männer gegeben, welche 
ein so kühnes Wagestück unternommen haben." 
Dieser denkwürdige Einzug in Mexiko geschah am 8. November 1519. 
In der Hauptstraße der Stadt kam der König Montezuma^) dem einrückenden 
spanischen Feldherrn mit einem glänzenden Gefolge von 200 Personen entgegen, 
sämtlich barfuß, mit Ausnahme des Herrschers, welcher von Edelleuten in einem 
goldverzierten Sessel getragen wurde, über dem sich eine Art Thronhimmel, 
x) Ein berühmter mittelalterlicher Ritterroman. 
2) Montezuma hatte, als die Kunde von dem Herannahen der Spanier zu ihm 
gelangt war, den Fremden durch Boten wiederholt Geschenke überbringen lassen, aber 
zugleich versucht ihr Vordringen nach Mexiko zu verhindern, da er fürchtete, der 
Führer der Weißen sei der Gott Quetzalcoatl, von dem die Sage ging, daß er, einst 
aus dem Lande vertrieben, wieder von Westen her zurückkehren werde um das Reich 
der Azteken in Besitz zu nehmen. — Cortes hatte auf Montezumas Abratungen stets 
erwidert, er habe von seinem königlichen Herrn den bestimmten Befehl erhalten Mexiko 
selbst zu besuchen.
	        
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