Der Markt im alten Athen.
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gewünschten Stücke je nach Bedarf zu und zwar kam vom Schlachtvieh,
das 2Jttifa in besonderer Güte besaß, vornehmlich das Rindvieh und das
junge Schwein in Betracht. Auch Eselfleisch konnte man auf dem Markte
erhalten; dem Reichen wurde auch Wildbret, namentlich Hasen und Wild-
schweine, geboten.
Auch einen Vogelmarkt gab es. Die Vogelhändler legten die bereits
gerupften Exemplare auf tönernen Tafeln zur Schau aus; namentlich Krammets¬
vögel waren von leckeren Zungen besonders geschätzt. Das zahme Geflügel, ins-
besondere Hühner, zählte ebenfalls zu den Delikatessen; sehr willkommen war auch,
was aus dem geflügelreichen Böotien an Gänsen, Enten und Tauben auf den
Markt gebracht wurde.
Eine auch von den Ärmeren und Ärmsten viel besuchte Verkaufsstätte
bildete der Gemüsemarkt, wo Männer und namentlich Frauen die Höferei
betrieben. Es ist wohl begreiflich, daß in der Komödie diese Gemüsehökerinnen
wegen ihrer bösen Zunge und tatkräftigen Hände vielfach dem Witze herhalten
mußten. Die meisten Gemüse waren spottbillig, massenweise wurden von den
armen Leuten namentlich Lauch und Zwiebeln verzehrt. Auch Gewürze und
Salz wurden in dieser Marklabteilung feilgeboten.
Bei den Obsthökern konnte man Feigen, das „Wahrzeichen von Athen",
in vorzüglicher Güte und zu den geringsten Preisen haben, sowohl frische als
namentlich getrocknete, außerdem Oliven und daneben verschiedene Arten von
Nüssen; sehr geschätzt war das aus Megara eingeführte Obst, wie Apfel und
Granaten1).
Auch Käse in verschiedenen Sorten wurde feilgeboten; des höchsten Beifalls
erfreute sich der ziemlich hoch im Preise stehende, von besonderen Händlern und
Händlerinnen vertriebene Honig. Der heimische und wohlfeile frische Wein
wurde gleich von den Bauernwagen herunter auf dem Markte im Kleinverkaufe
abgegeben; dagegen wurde auch teurer, namentlich fremder Wein von Händlern,
die bereits damals den Rebensaft zu schmieren und zu taufen verstanden, an-
geboten, mit am teuersten der Chier. Ebenso hielt man Essig und das in
Hellas zu den meisten Speisen unentbehrliche Öl feil. Außer diesen Natur-
Produkten wurden auf dem Markte auch schon zubereitete Nahrungsmittel aus-
geboten. So wurde namentlich Brot verkauft, das wegen seiner Güte weit und
breit geschätzt war. Von den Metzgerwaren war vor allem Wurst beliebt,
x) Die Früchte eines baumartigen Strauches, der in den südlichen Gestadeländern
des Mittelmeeres häufig vorkommt. Sie sind wegen ihres mehr oder weniger süß und
weinartig schmeckenden Fleisches ein beliebtes Obst, haben aber jetzt durch die Orangen
viel von ihrer früheren Bedeutung verloren.