Full text: Deutsche Geschichte (Teil 3)

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freilich nur ein Binnenmeer ift. Gegen Süden hat es Anteil an 
dem großen mittelländischen Meere, wodurch ihm Süd-Europa, die 
Küsten von Asien und Afrika, selbst das Weltmeer eröffnet sind. — 
An Unebenheiten ist Deutschland sehr reich ausgestattet, und es besitzt 
die höchsten des Weltteils. Gegen Süden baut sich das mächtige Alpen- 
gebirge auf. zum großen Teil mit Lasten nie auftauenden schimmernden 
Eises bedeckt. Dieses Hochgebirge nimmt etwas mehr als ein Fünfteil 
der ganzen Oberfläche ein. An dieses legt sich nördlich ein Hochland 
niederer Art, beinahe zwei andere Fünfteile des Ganzen bedeckend, ein 
Gemisch von nicht zu rauhen waldbewachsenen Gebirgszügen, die sich 
nach allen Richtungen erstrecken, von größeren und kleineren Bergebenen, 
zum Teil rauhen, zum größeren'' Teil sanstgewölbten und breiten 
Thälern, des reichsten Anbaues fähig. Gegen Norden bis zum Meere 
folgt dann das Tiefland, die letzten zwei Fünfteile einnehmend. Eine 
sehr reiche Bewässerung durchfurcht das Ganze und mächtige Ströme 
durchfluten das Land. Sie haben einen großen Teil ihres Laufs durch 
Hochland zurückzulegen, treffen Hindernisse, überwinden diese und bilden 
Durchbrüche durch Felsland, welches die erhabensten des Weltteils sind. 
Es münden aber in Deutschland selbst vier größere Ströme in heimische 
Meere, wovon glücklicherweise nur einer einem Binnenmeere angehört; der 
fünfte große Strom mündet freilich in ein weitentferntes Meer uud 
geht durch zwei fremde Länder. Diese Ströme mit ihren Nebenflüssen 
eröffnen dem Verkehr weit ins Land gehende Wasserbahnen und setzen 
zugleich das tiefe Innere mit dem Meere in Verbindung. 
Hiernach hat Deutschland einen außerordentlichen Reichtum an 
Formen und übertrifft an Erhabenheit, Schönheit und Mannigfaltigkeit 
derselben die meisten übrigen Länder Europas. Rußland kann in dieser 
Hinsicht gar nicht in Betracht kommen. Skandinavien, großartig, aber 
starr und kalt, tritt weit zurück, noch weiter Dänemark. Frankreich ist 
gegen Deutschland im ganzen nur einförmig, wenn es auch gegen dieses 
wieder andere wesentliche Vorteile darbietet. Auch Ungarn, welches 
der Berührung mit dem Meere entbehrt, bleibt merklich hinter ihm. 
Die pyrenäische Halbinsel, ganz aus Hochland bestehend, bei fast gänz- 
lichem Mangel an Tiefland, im Innern waldlos, sonnenverbrannt, 
wasserarm und daher ohne bequem ausgebildeten Stromlauf, reicht, bei 
allem Schmelz einiger Gegenden, im ganzen nicht an Deutschland. Die 
italische und griechische Halbinsel haben beide zwar einen großen Reich- 
tum an Formen, aber die erstere hat keine günstige Figur zur Bildung 
eines starken Reiches, die andere hat zuviel Hochland und außer der 
Donau keine schiffbaren Ströme. Die britischen Inseln vereinigen aller- 
dings sehr viele Vorteile, wenn auch die Erhabenheit der Unebenen die 
von Deutschland nicht erreicht. — Nur in Rücksicht der natürlichen 
Grenzen steht Deutschland verschiedenen Ländern Europas nach; sie 
Tinfeen nur nach drei Seiten statt, gegen Süden, Norden und Westen. 
Diese sind vorteilhafter bei der pyrenüischen und skandinavischen Halb- 
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