Full text: Bilder deutscher Kultur und Geschichte

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Menschen sehn und sie als seine Werkzeuge gebrauchen, sie täuschen 
und mit einer kalten Klugheit liebkosen, von welcher sein Herz 
nichts wußte. Er mußte dein feigen, gemeinen Grumbkow schmeicheln, 
und froh sein, daß er ihn allmählich für sich gewann; er mußte 
sich jahrelang immer wieder Mühe geben, den Widerwillen und 
das Mißtrauen des harten Vaters klug zu bekämpfen. Immer 
sträubte sich seine Natur gegen solche Demütigung, durch bittern 
ipott suchte er sein geschädigtes Selbstgefühl geltend zu machen; 
sein Herz, das für alles Edle erglühte, bewahrte ihn davor, ein 
harter Egoist zu werden, aber milder, Persönlicher wurde er nicht. 
Und als er längst ein großer Mensch, ein weiser Fürst geworden 
war, blieb ihm aus dieser Zeit der Knechtschaft doch eine Spur 
von kleinlicher Hinterlist zurück, der Löwe hat einigemal nicht ver¬ 
schmäht, in niedriger Rachsucht wie ein Kater zu kratzen. 
Doch er lernte in diesen Jahren auch etwas Nützliches ehren: 
die strenge Wirtschaftlichkeit, mit welcher die beschränkte, aber tüchtige 
Kraft seines Vaters für das Wohl des Landes und seines Hauses 
sorgte. Wenn er, um dem König zu gefallen, Pachtanschläge machen 
mußte, wenn er sich Mühe gab. den Ertrag einer Domäne um 
einige hundert Thaler zu steigern, wenn er auch aus die Liebhabereien 
des Königs mehr als billig einging und ihm den Vorschlag machte, 
einen langen Schäfer aus Mecklenburg als Rekruten zu entführen, 
w war im Ansang allerdings diese Arbeit nur ein lästiges Mittel, 
den König zu versöhnen; denn Grumbkow sollte ihm einen Mann 
schaffen, der die Taxe statt seiner machte, die Amtleute und Kammer¬ 
beamten selbst gaben ihm an die Hand, wie hie und da ein Plus 
zu gewinnen war, und über die Riesen spottete er immer noch, wo 
er das ungestraft konnte. Aber die neue Welt, in die er versetzt 
war, die praktischen Interessen des Volkes und des Staates zogen 
ihn doch allmählich an. Es war leicht einzusehen, daß auch die 
Wirtschaftlichkeit seines Vaters oft tyrannisch und wunderlich war. 
Ter König hatte immer die Empfindung, daß er nichts als das 
Beste seines Landes wollte, und deshalb nahm er sich die Freiheit, 
mit der größten Willkür bis in das Einzelne in Besitz und Geschäft 
der Privatpersonen einzugreifen. Wenn er befahl, daß fein Ziegen- 
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