Contents: Neuere Geschichte von 1740 - 1888 (Teil 6)

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Und ein Baum ist aufgesprossen 
an dem Quelle klar und rein: 
milder Frau'n ein heil'ger Orden, 
die dem Herren ganz sich weih'n, 
jedem Kranken Hülfe reichen, 
der Elisabeth zu gleichen. 
105. Des Vaters Abschied. 
Ein Vater lag, den letzten Zügen nahe, auf seinem 
Sterbebette. Seine Kinder, Heinrich, Christian und Marie 
standen schluchzend umher. Seine alte Gattin wischte ihm 
den kalten Schweiß von der Stirn, und jeder Athemzug 
schien sein letzter zu sein. Auf einmal kehrten seine 
Lebensgeister zurück. Es war, als erwachte er vom Tode. 
Er winkte mit der Hand, und alle bogen sich über das 
Bett, um die letzten Worte des Sterbenden zu hören. — 
Kinder! sprach er mit gebrochener Stimme, — die Hand, 
— die mir den Todesschweiß — von der Stirn wischt, — 
hat mir und euch — viel Gutes erwiesen. — Vergoßt nicht: 
— des Vaters Segen — baut den Kindern Häuser; — 
aber der Mutter Flueh — reißt sie nieder. — Verdienet 
ihren Segen — wie den meinigen. (Er fasst die Hand 
der weinenden Mutter und spricht:') Tausend Dank.— 
Leb' wohl bis auf's Wiedersehen, — du treue Gefährtin 
— meines Lebens!-Kinder! ihr seid arm, — wie euer 
Vater arm; aber — Gott hat mich nicht verlassen,— 
er wird auch euch nicht verlassen, — wenn ihr ihn nicht 
verlaßt. — Weiner nicht so sehr um mich; denn ich 
fahre auf—zu meinem Vater — und zu euerem Vater,— 
zu meinem Gott — und zu euerem Gott — Ich sterbe, 
— Gott aber wird mit euch sein. 
(Mach einer Pause von einigen Minuten:) Es wird 
mir leichter nm's Herz. — Gott gibt mir noch ein paar 
lichte Augenblicke. — Laßt sie mich zu Ermahnungen, 
anwenden, — die ich euch oft gegeben habe, — deren 
Beachtung ich stechend euch nochmals — einschärfen möchte. 
Heinrich! — du bist ein guter Mensch, — aber — du 
bist jähzornig, — und des Menschen Zorn — thut 
nicht, — was vor Gott recht ist. — Denke, — so oft dich der 
Zorn überwältigen will, — an die letztenWortedeines Vaters. 
Christian! — auch du bist gut — und nicht jähzornig;
	        
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