Full text: Mit einem Anhang von 46 Bildern und 4 Karten in Farbendruck (H. 2 = Kl. IV)

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B. Aus der römischen Sage und Geschichte. 
einer Völkerschaft. In regelmäßigen Versammlungen traten alle Freien 
zur Zeit des Neu- oder Vollmondes bewaffnet an der heiligen Mahlstatt 
zusammen) der gewählte Edeling oder Fürst eröffnete das Thing (Ding) 
durch ein gemeinsames Opfer. Gemeinsame Angelegenheiten. wurden 
vorher von den Edelingen beraten und dann dem Volke zur Entscheidung 
vorgelegt) Waffengeklirr bedeutete Zustimmung, Murren das Gegenteil. In 
diesen Versammlungen wurde auch über solche Sachen Gericht gehalten, 
bei denen es sich um Leben, Freiheit und Ehre handelte. Geschriebene 
Gesetze und besondere Richter gab es nicht, die ganze Versammlung ent- 
schied nach Gewohnheit und Herkommen. Der Kläger mußte den Be- 
klagten selber vorladen,- dieser konnte sich durch seinen Eid und den 
Eid seiner Freunde, der Eideshelfer, reinigen. Konnte die Wahrheit 
nicht anders erwiesen werden, so griff man zum Gottesurteil: Kläger 
und Beklagte mußten losen oder miteinander kämpfen) wer das Glücks- 
los zog oder siegte, hatte recht. Die Strafe war gewöhnlich eine 
Geldstrafe, das Wergeld) sogar der Mord konnte mit Geld gesühnt 
werden. Todesstrafe gab es meistens nur sür Unfreie und Landes- 
Verräter) diese wurden gehenkt. Feiglinge und unzüchtige Buben wurden 
in Sumpf und Moor geworfen) Kerker kannte man nicht. Wer nicht 
vor -Gericht klagen wollte, konnte sich auch in offener Fehde selber 
Recht schaffen und z. B. für den Tod eines erschlagenen Verwandten 
Blutrache üben. War der Krieg beschlossen, so hob das Volk den 
Tapfersten auf den Schild und begrüßte ihn als Herzog. Er rief den 
Heerbann auf, indem er von Dorf zu Dorf, von Hof zu Hof den Heer- 
Pfeil tragen ließ) die Frauen und Kinder folgten den Männern auf 
Wagen in;den Krieg. Die Kriegsbeute wurde gleichmäßig verteilt, 
ein Teil auch den Göttern geopfert. Mit dem Kriege endete auch die 
Würde des Herzogs. 
6. Ihre Religion. 
Unsere Vorfahren dachten sich wie alle Heiden die Naturerscheinungen 
als persönliche Wesen) überall sahen sie den Menschen freundliche oder 
feindliche Geister. Diese leben in den Märchen und Sagen noch heute 
als Riesen und Zwerge, Kobolde, Elfen und Nixen fort. Ihr oberster 
Gott Wodan lenkte Himmel und Erde, vor allem die Schlachten. Als 
Bettler verkleidet bat er um Obdach und wurde dadurch zum Stifter 
der Gastfreundschaft. Ihm war der Mittwoch geweiht, der noch heute 
in manchen Gegenden Wonstag heißt) die Sage vom wilden Jäger 
erinnert noch heute an ihn. Wodans Gemahlin Frija (Freiet) beschützte 
die Ehen und überwachte die Kindererziehung. Am liebsten schloffen 
unsere Vorfahren daher den Ehebund an dem ihr geweihten Freitage.
	        
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