Full text: Vaterländische Geschichtsbilder

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auf dem Lechfelde 910, bis Luitpolds tapferer Sohn, Herzog Arnulf 
von Bayern, dem wilden Feinde 913 am Inn eine entscheidende und 
überaus blutige Niederlage beibrachte und dem Lande von dieser Seite her 
für eine Reihe von Jahren Ruhe verschaffte. 
Nach Weber und Riezler. 
13. Heinrich I., der Finkler. 
Herr Heinrich saß am Vogelherd recht froh und wohlgemut, 
Aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröte Glut. 
In Wies' und Feld und Wald und Au — horch, welch ein süßer Schall! 
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, die süße Nachtigall! 
Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut' die Welt! 
Was gilt's? Heut' gibt's 'nen guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt, 
Er lauscht und streicht sich von der Stirn' das blondgelockte Haar: 
„Ei doch, was sprengt denn dort herauf für eine Reiterschar?" 
Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, es naht der Waffenklang: 
„Daß Gott! die Herrn verderben mir den ganzen Vogelfang! 
Ei nun, was gibt's?" Es hält der Troß vorm Herzog plötzlich an; 
Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr Herrn? sagt an!" 
Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: „Unfern Herrn! 
Hoch lebe Kaiser Heinrich! Hoch des Sachsenlandes Stern!" 
Dies rufend, knien sie vor ihn hin und huldigen ihm still 
Und rufen, als er staunend fragt: 's ist deutschen Reiches Will'!" 
Da blickt Herr Heinrich tiefbewegt hinauf zum Himmelszelt: 
„Du gabst mir einen guten Fang! Herr Gott, wie dir's gefällt." 
I. N. Vogl. 
Heinrich der Finkler! Ein sonderbarer Name! Wer war dieser 
Finkler? Ein Herzog von Sachsen, ein mächtiger frommer Herr! 
Darum wählten ihn auch die Deutscheu zu ihrem Könige. Die Boten, 
welche ihm die Nachricht von seiner Wahl brachten, fanden ihn, wie 
die Sage erzählt, bei der Stadt Quedlinburg auf dem Finkenfang. 
Daher sein Beiname. Zu seiner Zeit war das arme Deutschland ein 
sehr unglückliches Land. Von Südosten her jagten häufig auf ihren 
schnellen Pferden die Ungarn herein, trieben den Bauern das Vieh 
weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Und sammelte 
sich nun erst langsam ein Haufen deutscher Krieger wider sie und fing 
an, sich in Marsch zu setzen, dann waren sie mit ihrer Beute schon lange 
wieder fort über alle Berge. Auch kamen von Nordosten her zuzeiten 
die Wenden und machten's ebenso. Das war eine traurige Zeit! 
Was that nun der weise, der bedächtige Heinrich? Als im
	        
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