Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

130 
Die Zeit der Bildung großer Territorialherrschaften. 
Die Rechtsprechung war bei dem Mangel eines geschriebenen Ge¬ 
setzes willkürlich, im allgemeinen richtete man nach sächsischem Recht. Die 
Strase bestand in der Regel in Tod durch den Strang. Jeder Schöffe 
war verpflichtet, dabei mitzuwirken. Bei der großen Zahl der Schöffen, 
die sich an bestimmten Zeichen erkannten, wurde das Urteil oft unheimlich 
schnell vollzogen, dadurch gewannen die Freigerichte in der Zeit der lang¬ 
mütigen Gerichtsbarkeit hohes Ansehen. 
In späterer Zeit urteilten die Freigerichte über alle Vergehen und 
Verbrechen. Da alle Freistühle gleichberechtigt uebeueinader standen, oft 
aber ganz entgegengesetzte Urteile fällten, so förderten sie geradezu die 
Rechtsunsicherheit, noch schlimmer wurde dies, als Freistühle und Frei¬ 
grafen käuflich wurden. Je mehr die Fürsten und Städte, die den Frei¬ 
gerichten wenig freundlich gegenüberstanden, ihre Gerichte ordneten, desto 
mehr verloren die Freigerichte ihre Bedeutung. 
^^-vnn'che b) Schon die Hohenstaufen suchten das römische Recht, das den 
Kaiser als den unumschränkten Herrn anerkannte, in der Verwaltung 
durchzuführen. Durch Deutsche, die an den aufblühenden italienischen 
Universitäten (Bologna) studierten, wurde diese Auffassung weiter ver¬ 
breitet. Als die Fürsten sich zu selbständigen Territorialherren machten, 
beanspruchten sie dieselben Rechte für sich, die das römische Staatsrecht 
dem Kaiser beilegte. Zu Beamten stellten sie nur mehr Räte an, die 
im römischen Recht ausgebildet waren. So wurde das römische Recht 
neben dem Söldnerwesen die wichtigste Stütze der absoluten Fürsten¬ 
macht. Auch das Zivilrecht, das den veränderten wirtschaftlichen Ver¬ 
hältnissen (Handel und Verkehr, Geldwirtschaft) gegenüber nicht mehr 
ausreichte, wurde allmählich nach römischem Muster umgestaltet. An die 
Stelle der Schöffen traten Juristen; diese urteilten nach Gesichtspunkten, 
die dem Volke fremd waren. Der Widerspruch zwischen dem Rechts¬ 
bewußtsein des Volkes und dem geltenden Recht erklärt den Haß des 
Volkes auf die gelehrten Richter. Das römische ©trafrecht mit seinen 
grausamen Strafen gelangte erst durch die „hochnotpeinliche Halsgerichts¬ 
ordnung" Karls V. zur Geltung. 
§ 88. Die Entdeckungen. Infolge der Kreuzzüge hatte sich ein 
lebhafter Handel zwischen den italienischen Städten und dem Orient (Ge¬ 
würze, Edelsteine. Seide u. a.) entwickelt, der später durch die Eroberung 
Kleinasiens und Konstantinopels durch die Türken allmählich unterbunden 
wurde. Kaufmännischer Unternehmungsgeist suchte daher einen Weg nach 
den reichen Ländern im Süden und Osten Asiens, namentlich nach Jn- 
Ersindungdien. Die Erfindung des Schiffskompaffes verringerte die Gefahren 
Kompasses, einer größeren «Seefahrtx). 
Die Magnetnadel war seit dem 12. Jahrhundert bekannt, ein brauchbarer 
Schiffskonipaß seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.