fullscreen: [Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = Achtes und neuntes Schuljahr, [Schülerband])

der Vandalen keine Grenzen mehr. Die grausamsten Untaten 
wurden an dem Volke begangen, Hab und Gut verwüstet und 
verbrannt. Im Schloß zerschlugen sie Türen, Fenster und Ofen, 
die Tapeten rissen sie von den Wänden, verstümmelten und zer¬ 
störten den reichen Schmuck der Bildsäulen und Skulpturen; den 
Wein, den sie nicht mehr austrinken konnten, schleppten sie mit 
nach Mannheim; und schließlich wurde, um das Werk zu krönen, 
das Schloß in Brand gesteckt. Am 2. März 1689 verließen die 
Franzosen die Stadt und nahmen eine Anzahl Personen von 
Rang und Stand als Geiseln mit. 
Aber noch war das Ärgste nicht gekommen. Im Jahre 1693 
erschien Melac abermals mit seinen Scharen und begann die Be¬ 
lagerung. Die Bewohner waren entschlossen, sich bis zum äußersten 
zu verteidigen; aber der kaiserliche Kommandant übergab — ob 
aus Feigheit oder Verrat — die Stadt und räumte am 25. Mai 
das Schloß. Kaum hatten die Franzosen davon Besitz genommen, 
als das Zerstörungswerk von neuem begann. Die Gräber der 
Pfalzgrafen wurden verwüstet und die Zinnsärge ihrer Wertsachen 
beraubt, die Tore und die Brücken in die Luft gesprengt, der 
Otto-Heinrichsbau eingeäschert und in den Kellern die Fässer und 
Kufen zerschlagen. Erst im September zogen die Franzosen sich 
nach Philippsburg zurück; aber sie nahmen alles mit, was sie als 
Beute für wert genug hielten. Als Ludwig XIV. von der voll¬ 
ständigen Zerstörung der Stadt und des Schlosses erfuhr, ließ er 
ein Tedeum anstimmen, Paris illuminieren und eine Medaille 
zum Andenken an diese Heldentat prägen mit der Aufschrift: 
„Rex dixit, et factum est“ („Der König befahl es, und so 
geschah es!") 
Wiederholt wurde der Aufbau des Schlosses beschlossen und 
sogar begonnen; aber seine Wiederherstellung sollte nicht zustande 
kommen. So blieb denn der ehemalige Prachtbau eine Nuine, 
aber ein auch in seinen Trümmern noch stolzes Denkmal deutscher 
Baukunst. 
An der Peterskirche vorbei, den Schloßberg hinan führt uns 
der Weg zunächst zum äußeren Burgtor. Sofort nimmt uns die 
erfrischende Kühle der schattigen Parkwege auf. Bald gelangen 
wir an den Brückenbau des Schlosses; nun treten wir durch das 
Tor des Wartturmes, und wir stehen in dem geräumigen Schloß-
	        
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