391
gebieten, das Nilpferd und das Nashorn an und in den großen Flüssen
und Seen aufsuchen.
In Südwestafrika schreckt nur selten, dagegen in Ostafrika ziem¬
lich häufig das nächtliche Gebrüll des Löwen die ganze Tierwelt auf.
Panther und Leopard hüten sich, ihm in den Weg zu kommen, Hyäne
und Schakal dagegen folgen seinen Spuren, um sich von den Brosamen
zu sättigen, die von des Königs Tische abfallen. In den Wäldern
treiben Affen aller Art ihr Wesen und zeigen dem Zuschauer im Klettern,
Springen und Schwingen Künste, über die der gewandteste Turner
Deutschlands seine Freude haben würde.
Die Wälder find belebt von schönfarbigen Drosseln und Finken,
von bunten Papageien, von Honigsaugern, welche mit ihren langen und
dünnen Schnäbeln aus dem Grunde der Blüten die Nahrung holen,
und von Webervögeln, welche bei dem Baue ihrer Nester eine große
Geschicklichkeit entwickeln. An den Küsten stehen lange Reihen Flamingos,
neben ihnen trocknen weitkröpfige Pelikane an der Sonne ihr Gefieder
oder glätten dasselbe mit dem Schnabel. Zu ihnen gesellen sich graue
oder silberfarbige Reiher, welche auf langen Beinen mitten im Wasser
stehen und auf Beute lauern, und Enten und Hühner sind in der Küche
des europäischen Kaufmannes oder Kolonisten sehr willkommen. In Süd¬
westafrika, sowie in unserer ostafrikanischen Kolonie hat man angefangen,
den Strauß zu zähmen, und züchtet ihn um seiner wertvollen Federn willen.
Auch an gefährlichen Tieren ist Afrika reich. Auf den Sand¬
bänken der großen Gewässer sonnen die Krokodile ihre Riesenleiber
und lassen sich von den Staren die Weichtiere ablesen, welche sich
auf ihren Rücken festgesetzt haben. Die barfüßigen Neger werden
oft auf einsamen Waldwegen von der Puffotter oder der Brillen¬
schlange gebissen. Unter den niederen Tieren werden besonders die
Termiten gefürchtet, welche oft ganze Dörfer zerstören, von den Euro¬
päern die Moskitos, welche keinem Menschen den Schlaf gönnen, und
von Negern und Europäern die Tsetsefliege, welche unter den Pferden
und Rindern schreckliche Verheerungen anrichtet.
7. Die Eingebornen gehören verschiedenen Stämmen des weit ver¬
zweigten Negervolkes an. Einige ziehen als Nomaden von Weideplatz
zu Weideplatz, andere bleiben als Ackerbauer auf der Scholle, die schon
Vater und Großvater bearbeitet haben.
Fast alle haben einen großen, schlanken, dabei aber kräftigen Körper,
kaffeebraune oder fast schwarze Haut, platte, breitgedrückte Nasen, wulstige
Lippen und schwarzes wolliges Haar. Am häßlichsten sind die Hotten¬
totten im Namalande. Sie sind nur mittelgroß und schmutzig gelb.