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voneinander Bevor der König sich's versah, rückten die Österreicher
mit großer Heeresmacht zwischen die beiden preußischen Korps. Dem
Storni} lag alles daran, die Verbindung seiner Armeen wieder her-
zustellen; aber er war ratlos, wie er das machen sollte. Endlich aab
er.dem General Zieten den Auftrag, mit seinem Regiments sich
r'• m r "em^e 8U schlagen und dem General des getrennten Korps
ftme Befehle zu überbringen. Er solle diesen Befehl in seinem ganzen
Regimente bekannt machen, damit, wenn auch nur ein einziger Husar
durchkäme, die Nachricht dennoch überbracht würde. -Zieteu erkannte so-
gleich, daß es unmöglich sei, hier mit Gewalt etwas auszurichten
Aber wie sollte er es anders anfangen? Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
Sein Regiment hatte vor kurzem neue Uniformen erhalten, die denen
emes österreichischen Reiterregiments sehr ähnlich waren. Sogleich
neß er seine Husaren die alte Uniform gegen die neue vertauschen
Ohne seinen Offizieren den Plan mitzuteilen, rückte er dann in aller
Stille bis in die Nähe der Österreicher heran und machte in einem
Walde Halt. Sobald er einen günstigen Augenblick erspäht hatte, ging
er schnell ans Werk. Aus derselben Straße, aus der die Österreicher
ihrem Lager zumarschierten, kam auch das Zietensche Regiment ruhig
und unbefangen dahergezogeu. Die Feinde hatten nicht den mindesten
^erdacht. So ging es bis in die Nähe des feindlichen Lagers. Als
Zieten hier aber abschwenkte, wurde er von den feindlichen Vorposten
^kannt. Zieten, Zieten, Preußen! erscholl es von allen Seiten. In
sausendem Galopp flog jetzt das Regiment davon, fodaß die öster-
reichischen Regimenter nicht nachkamen. Bald konnte Zieten den Befehl
des Königs persönlich überbringen, ohne daß sein Regiment nennens-
werte Verluste gehabt Hütte.
Feldmarschall Daun.
Der bedeutendste Gegner Friedrichs des Großen im Siebenjährigen
Kriege war der österreichische FeldmarsHall Daun. Graf Leopold von
Daun entstammte dem Geschlechte der Grafen von Daun in der Eifel,
wo noch heute die Trümmer der ehemals festen Burg zu sehen sind!
Er trat zu Ansang des 18. Jahrhunderts als Knabe in die österreichische
Armee ein. In mehreren Feldzügen kämpfte er ruhmvoll gegen die
Türken und Franzosen und nahm dann einen hervorragenden Anteil
an den Schleichen Kriegen. Nach dem zweiten Schleichen Kriege
erhielt er den Rang eines General-Feldmarschalls. Im Siebenjährigen
Kriege hatte er den Oberbefehl über eine österreichische Armee. Gegen ihn
erlitt Friedrich der Große sodann i. 1.1757 bei Kolin die erste Niederlage.
Auch der Überfall der preußischen Armee bei Hochkirch wurde von Gras
Daun ausgeführt. Bei Leuthen und Torgau aber unterlag er der
Feldherrnkunst seines großen Gegners. Nach dem Siebenjährigen Kriege
lebte der berühmte Feldmarschall in Wien, wo er im Jahre 1766 starb.
Heldentod eines preußischen Prinzen
Als die preußische Armee in dem Unglücksjahre 1806 gegen die
Franzosen zog, hatte der Prinz Louis Ferdinand von Preußen den
Oberbefehl über die Vorhut. Mit 6000 Mann rückte er am 10. Oktober
früh morgens von Rudolstadt nach Saatfeld vor, wo er auf eine fran-
zösische Armee von etwa 30000 Mann stieß. Mit feurigem Kampsesmut