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Geschichte. 
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klein, und Glas war noch unbekannt. Bei jeder Hofstätte befand sich ein gesondert stehendes, 
kleines Vadehaus. Im Winter suchte man zuweilen in Lrdgruben, die mit Dünger be¬ 
deckt waren und sonst als Beller dienten, Schutz gegen die Balte. Die Gehöfte waren 
mit pfahlwerk umgeben. Sie wurden von Hunden bewacht, die man auch beim weiden 
des Viehes und zur Zagd brauchte. Städte gab es nicht. Bei Briegsnot suchte man in 
Wäldern oder in Bingwällen, die aus steilen Bergen angelegt waren, mit den Haustieren 
und der besten habe Zuflucht vor den Feinden. 
5. Viehzucht und Ackerbau. Die alten Deutschen lebten hauptsächlich von der 
Viehzucht. Zahlreichen Bindern, Pferden und Schafen bot das Sand Nahrung. Herden von 
Schweinen mästeten sich in den Lichen- und Buchenwäldern. Bckerbau wurde nur wenig 
getrieben. Man baute Hafer, Gerste, Boggen, Hirse und Flachs an,- auch Erbsen, Bohnen, 
Büben und Rettiche waren bekannt. Feineres Gemüse jedoch und edles Gbst fehlten. Bus 
der Gerste braute man Bier; aus Honig bereitete man ein andres berauschendes Getränk, 
den Met. Die Nahrung bestand gewöhnlich aus Milch und Haferbrei, dem Fleische der 
Herdentiere und des wildes, sowie aus Fischen. Das Bckerland war meist gemeinsames Eigen¬ 
tum einer Sippe. Jedem Hausvater wurden alljährlich einzelne Landstücke in den ver¬ 
schiedenen Geilen der Flur zugewiesen. Die weiden blieben gemeinsam. Buch durste jeder 
im Walde jagen und holz schlagen, sowie in den Gewässern fischen. Später ging ein 
großer Geil des Bckerlandes in den Besitz des einzelnen über. 
6. Die Stände. Bußer den freien Deutschen, die Haus und Hof, sowie Bnteil 
an Bckerland besaßen, gab es noch hörige und Unfreie. Einzelne Freie, die sich durch 
Tapferkeit auszeichneten und große Viehherden besaßen, genossen hohes Bnsehen. Bus ihnen 
entstand allmählich der Bdel. Die „Edelinge" hatten aber keine Vorrechte und bildeten 
keinen besonderen Stand. Die hörigen erhielten von einem Freien ein Stück Land zur Be¬ 
wirtschaftung. Dafür mußten sie ihm einen Teil der Ernte abgeben, seine Bcker bearbeiten 
und seine Herden bewachen. Manche hörige waren geschickte Schmiede, Zimmerleute 
und Töpfer. Die Schmiedekunst, die als besonders ehrenvoll galt, wurde nicht selten auch 
von Freien ausgeübt. Die Unfreien waren gewöhnlich Briegsgefangene oder deren 
Nachkommen. Sie mußten umsonst arbeiten, wurden aber gut behandelt. 
7. Stammereinteilung. Mehrere Sippen bildeten eine Hundertschaft, (hundert 
bedeutet aber hier nur eine unbestimmte größere Bnzahl.) Mehrere Hundertschaften 
machten einen Gau, mehrere Gaue den Volks stamm aus. Solcher Stämme gab es viele. 
Manchmal vereinten sich mehrere von ihnen zu gemeinsamen Opferfeiern; meist aber 
lebten sie in Unfrieden miteinander. Diese Uneinigkeit machten sich fremde Völker oft 
zunutze, um in deutsches Gebiet einzufallen. 
8. Volksversammlungen. Die meisten Stämme waren ohne Bönigs und Fürsten. 
Bei Ueu- und Vollmond versammelten sich die Freien zu Beratungen. Blle erschienen 
dazu in vollem Schmuck der Waffen. Der Stammespriester opferte den Göttern und sorgte 
für Buhe und Ordnung. Diese Volksversammlungen berieten über Brieg und Frieden. 
Zum Zeichen des Beifalls schlugen die Männer die Wurfspieße aneinander, daß sie hell er¬ 
klangen; Mißfallen gab man durch Murren zu erkennen, war ein Brieg beschlossen worden, 
so wurde ein Bnsührer gewählt, der dem Heere voranzog. wenn der Brieg beendigt 
war, hörte die würde des „Herzogs" wieder auf. herangewachsenen Jünglingen wurde 
aus den Volksversammlungen feierlich Speer und Schild überreicht. Uun dursten sie an 
den Beratungen teilnehmen und mußten mit in den Brieg ziehen. Buch Gerichte wurden 
aus den Volksversammlungen abgehalten, hatte sich ein Volksgenosse gegen die Sicher- 
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