3. Die Gründung hildesheims. 
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zu den Krüppeln, welche am (Eingänge des Heiligtums harrten, daß man 
ihnen Almosen darreiche. Denn hier, so meinte der hohe Lettler, könne er am 
unbemerktesten den gepriesenen Karl schauen, wenn er in der ITtitte seiner 
Helden und Gewaltigen aus dem Gotteshause trete, hart an die Pforte gelehnt, 
bog er sich hinüber und blickte hinein in die geweihte Wohnung. Da wurden 
nicht Pferde und Rinder geopfert wie bei den Heiden, sondern andächtig kniete 
Karl mit seinen Großen vor dem Mar, das Sakrament zu empfangen, lveih- 
rauchduft wallte empor, und die Gesänge der Priester priesen die heilige Nacht, 
in der die Herrlichkeit des Heilandes sich den Menschen offenbart hatte. Da 
ward Wittekind tief ergriffen von der Pracht und Gewalt des Gottesdienstes 
der Christen, und stumm faltete er die Hände. Es war, als ob das Christuskind 
ihm lächelnd vom Altar her winkte und spräche: „Komm her zu mir!" Hls 
nun Karl hinaustrat und mit funkelnden Augen die Reihen der Bettler und 
Krüppel durchflog, verweilte sein Blick auf der hohen Gestalt und dem ge¬ 
waltigen Gliederbau Wittekinds. Wohl ahnend, wer er sei, ging er doch 
stillschweigend vorüber, und jeder empfing sein Almosen. Wittekind aber kehrte 
in tiefen Gedanken heim zu den Seinen; vor seiner Seele stand fortan bei 
Tag und Nacht das lächelnd winkende Jesuskind. Bald darauf ließ Wittekind 
sich taufen. 
3. Die Gründung hildesheims. 
:i) Ludwig der Fromme verirrt sich auf der Jagd. Die (Erbauung 
der Stadt Hillesheim hat vor mehr als 1000 Jahren der Kaiser Ludwig der 
fromme befohlen. Die schönsten Städte und Dörfer standen ihm offen, aber 
er war an keinem ®rte lieber als in der Gegend, wo jetzt Hillesheim steht; 
denn er war ein Zreund vom Jagen. Und wo hätte er mehr und besser Wild 
finden können, als in dem damals unermeßlich großen Walde dieser Gegend? 
(Eines Tages war der Kaiser wieder mit seinem Jagdgefolge zu holze gefahren 
und verfolgte hitzig einen weißen Hirsch. Der Kaiser hatte das schnellste Pferd 
und die schnellsten Hunde, aber noch flinker war der Hirsch. Der lief über Berg 
und Tal, sprang in die Innerste und schwamm durch. Der Kaiser, immer 
hinterdrein, sprang auch ins Wasser, verlor aber dabei sein Pferd und seine 
Hunde. Der Hirsch entkam, und der Kaiser schleppte sich müde und matt noch 
eine Strecke weiter unter einen hohen Baum, um auszuruhen. 
Da lag nun der verirrte hohe Herr mutterseelenallein in der Wildnis. 
(Er stieß in sein Jagdhorn, um das Gefolge herbeizurufen; aber alles Blasen und 
Rufen war vergebens. (Er erhielt keine Antwort; denn sein schnelles Pferd hatte 
ihn meilenweit von den Begleitern fortgetragen. Da wurde es dem Kaiser 
doch recht bang ums herz. (Er nahm von seinem Busen ein goldenes Kreuz, 
hing es vor sich an einen wilden Rosenstrauch und betete inbrünstig, daß ihn 
Gott doch nicht hier in der Wildnis verkommen lassen, sondern am Leben erhalten 
und wieder zu Menschen führen möchte.
	        
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