Full text: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart (Teil 2)

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an den Kurfürsten von Sachsen, der der Kaiserin ja schon im zweiten 
schleichen Kriege beigestanden. Vielleicht wendet sie sich auch an andere 
Feinde Preußens, vielleicht an die Könige von Schweden und Polen.) 
Welche Fragen hätten wir nun zu beantworten? (1. Welchen Plan 
Maria Theresia schmiedete? 2. Welche Bundesgenossen sie fand? 3. Ob 
der Plan der Feinde gelang?) 
Synthese. Preußen war durch die Erwerbung Schlesiens und durch 
die Fürsorge seiner Fürsten zu einem mächtigen Staate herangewachsen. 
Österreich blickte, wie immer, mit scheelen Augen auf das Emporkommen 
dieses Staates und versuchte andere Regenten von der Gefahr, welche 
durch das emporblühende Preußen drohe, zu überzeugen und diese für 
ihren Plan zu gewinnen, Preußen von seiner erlangten Höhe herab¬ 
zustürzen, es wieder zur Markgrafschaft Brandenburg zu machen. Ob 
diese sich gewinnen lassen? (Versprechungen!) Welche? (Verteilung der 
preußischen Landesteile!) An welche Fürsten wird sie sich wenden? — 
Wie kam es aber, daß diese Mächte alle gegen Preußen auf- 
traten? Sie erblickten in Friedrich alle einen gefährlichen Nachbar. 
Erst hatten sie mit Staunen und Bewunderung auf ihn gesehen, jetzt 
fürchteten sie, daß er auch ihnen gefährlich werden könnte. Sachsen 
fürchtete sein Stammland zu verlieren, während Schweden um den Ver- 
tust Vorpommerns besorgt war. Rußlands Kaiserin war von Friedrich 
verspottet worden; sie fand jetzt willkommene Gelegenheit, sich zu rächen; 
Frankreich aber wurde durch die List der österreichischen Staatsmänner 
gewonnen. Was werden diese nun beschließen? (Osterreich soll Schlesien 
bekommen; Schweden die übrigen Teile Pommerns, Polen und Rußland 
das Herzogtum Preußen, Frankreich die Besitzungen am Rhein.) 
Zusammenfassung: Maria Theresias Racheplan. 
Ob der Plan der Feinde gelingt? 
Vermutungen! Die Kinder schließen aus deu bekannten ersten beiden 
schleichen Kriegen: Wenn Friedrich d. Gr. wie früher rasch und ent- 
schlössen handelt und die vielen Feinde an der Vereinigung hindert, dann 
kann es ihm wohl gelingen, ihren Plan zu Nichte zu machen. Aber wie 
kann er das? Er kennt doch den Plan seiner Feinde nicht? 
Friedrich d. Gr. kannte den Plan seiner Feinde ganz genau. Woher 
wohl? — Er war ihm durch einen sächsischen Kanzlei-Sekretär verraten 
worden. Friedrich entschloß sich, schleunigst seinen Feinden zuvorzukommen, 
und griff zuerst zum Schwert. 
Darüber erzählt jener Schweizers in Friedrichs Heere: „Endlich 
kam der Zeitpunkt, wo es hieß: Vorwärts, ins Feld! Jetzt wurde Marsch 
geschlagen; Thränen von Bürgern, Soldatenweibern und dergl. flössen zu 
Haufen .... Jeder war bebündelt wie ein Esel: erst mit einem Degen- 
aurt umschnallt, dann die Patrontasche über die Schulter, mit einem fünf 
Zoll breiten Riemen; über die andere Achsel den Tornister mit Wäsche 2C. 
gepackt, dann der Habersack mit Brot und anderer Fonrage gestopft. 
Hiernächst mußte jeder noch ein Stück Feldgerät tragen: Flasche, Kessel, 
Hacken oder so etwas, alles an Riemen; dann erst noch eine Flinte, auch 
*) Richter, p. 228.
	        
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