Full text: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart (Teil 2)

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und Wohlau mit dem Kurfürsten Joachim II. einen Erbvertrag geschlossen, 
in dem festgesetzt wurde, daß im Falle des Erlöschens des herzoglichen 
Mannesstammes die gesamten liegnitzschen Lande an Brandenburg fallen 
sollten. Der nachmalige Kaiser Ferdinand I. erklärte diesen Vertrag für 
ungütig, und Kaiser Leopold I. zog beim Aussterben des schleichen 
Herzogshauses 1675 diese Besitzungen ein, obgleich der große Kurfürst 
dagegen Einspruch erhob. Friedrich d. Gr. suchte nun das Recht, das 
den Hohenzollern auf Schlesien zustand, mit dem Schwerte durchzufechten, 
was ihm auch gelang. 
Im zweiten und dritten schleichen Kriege aber befand sich Friedrich 
und mit ihm der preußische Staat in der Notwehr; er mußte diese beiden 
Kriege noch führen, um deu Fortbestand seines Staates zu sichern und 
seine Machtstellung zu erhalten. (Das oberste Ziel des Staates!) 
Ob sich Preußen noch zu anderen Zeiten in der Notwehr befand? 
Zur Zeit des großen Kurfürsten gegen Schweden und Frankreich, zur 
Zeit Friedrich Wilhelms III. gegen Napoleon, zur Zeit Wilhelms I. gegen 
Frankreich. — Ungarn- und Wendenkriege und andere Beispiele! 
So sehen wir: die äußeren Kriege werden nötig zum Schutze 
der nationalen Eigenart und der nationalen Wohlfahrt. 
2. Wodurch wurde die FeindsHaft Österreichs gegen 
Preußen veranlaßt? Preußen war seit dem großen Kurfürsten in 
die Reihe der Großmächte getreten; aus einem kleinen Staate war es 
zu einem großen, geachteten und. gefürchteten Reiche emporgewachsen. Mit 
Neid und Mißgunst betrachtete Osterreich das Wachstum Brandenburgs 
und suchte dasselbe zu hindern, da es aus dem gewaltigen Anwachsen der 
preußischen Macht fürchten mußte, daß ihm Preußen einmal seine führende 
Stellung in Deutschland streitig machen werde. 
Welche Kriege wurden durch ähnliche Ursachen heraufbeschworen? 
Der deutsch-französische Krieg zc. 
Durch den Neid der Nachbarstaaten werden also oftmals Kriege 
veranlaßt. 
Ob die Beweggründe noch anderer Art sein können? Ludwig XIV. 
wurde zu den Kriegen veranlaßt durch seine Hab- und Eroberungssucht. 
Ähnlich war es bei den Raubzügen der Ungarn, der Türken ac. 
So sehen wir: Kriege sind im Leben der Staaten eine ganz 
natürliche Erscheinung. Sie sind begründet in dem Wettstreit 
d er Vö lrer. 
3. Was haben die Kriege zur Folge gehabt? 
a) Nachteilige Folgen: Sie sind eine schreckliche Geißel der 
Menschheit und erfordern ungeheure Opfer an Gut und Blut, können den 
vollständigen Untergang des Staates herbeiführen oder diesen wenigstens 
an den Rand des Unterganges bringen. Der Dichter sagt: „Ein furchtbar- 
wütend Schrecknis ist der Krieg; die Herde schlägt er und den Hirten." 
Im Sprichwort heißt's: „Friede ernährt, Unfriede verzehrt." Bestätigung 
durch weitere Beispiele! , . 
b) Vorteilhafte Folgen: Durch den Krieg wird der Friede herbei- 
geführt, der ja eigentlich die Hauptsache am Kriege ist; denn Friedrich 
wollte in dem ruhigen und ungestörten Besitze Schlesiens bleiben. Das 
war aber nur möglich, wenn er mit seinen Nachbarn, den Österreichern,
	        
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