Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Bd. 2)

II 51 
aus Brettern, aber gar bald drang der Regen durch, und der Fußboden, aus 
dem sie ihr Lager nehmen mußten, wurde ein Sumpf. Was aber noch schlimmer 
war: unheimliche, gefährliche Krankheiten brachen aus und forderten jeden Tag 
neue Opfer. In der Umgegend von Metz waren viele, viele tausend deutsche 
und französische Soldaten beerdigt, tausende von Pserden vergraben worden. 
Bei der großen Zahl von Gefallenen war die höchste Eile notwendig; daher 
wurden oft mehrere hundert Tote in ein gemeinsames Grab gelegt, und nur eine 
dünne Schicht Erde war darüber gestreut. Auf diesen Gräbern hatten nun 
unsere Truppen ihre Lagerplätze. Bei dem langen Regen wurde die Rasendecke 
aufgeweicht; ein ungesunder Geruch drang aus der Tiefe empor und ver¬ 
schlechterte die Luft; Ruhr, Typhus und andere Krankheiten brachen aus. Von 
100 deutschen Soldaten erkrankten durchschnittlich fünfzehn. Dabei war es oft 
sehr schwer, für die gewaltige Anzahl von Soldaten Nahrungsmittel in 
genügender Menge zu beschaffen; die fortwährende Wachsamkeit ermüdete außer¬ 
ordentlich. Wahrlich, wohl die meisten Soldaten wären lieber in offener Schlacht 
dem Feinde entgegengetreten, als diese langen Wochen vor Metz zu liegen. Aber 
sie gehorchten ihrer Pflicht und thaten ihren Dienst, wie es treuen Soldaten 
geziemt. Der Lohn blieb auch nicht aus. 
Die Lage des französischen Heeres wurde allmählich eine sehr traurige. 
180000 Soldaten und 40000 Einwohner mußten sich von den Vorräten an 
Lebensmitteln ernähren, die man in die Stadt geschafft hatte. Gar bald trat 
Mangel ein. Anfangs erhielt jeder Soldat täglich 1 Pfund Brot, später nur 
1h Pfund. Auch am Futter für die Pferde mangelte es; man fütterte sie eine 
Zeitlang mit Mehl, dann mit Blättern; zuletzt schlachtete man die meisten. 
Lange Zeit aßen die Soldaten fast nichts anderes als Pferdefleisch und Brot. 
Ein Pfund Salz kostete 16 M, ein Pfund Lichte 24 M, ein Schinken 160 M. 
Zuletzt konnte die Stadt des Abends nicht mehr erleuchtet werden, weil keine 
Kohlen mehr vorhanden waren- Die Dunkelheit, die zahlreichen Verwundeten, 
die Leichen, — alles war geeignet, Schrecken und Furcht einzuflößen. 
Als endlich die Franzosen die Festung übergaben, wurden 173000 Mann 
gefangen genommen, 1500 Kanonen, 260 000 Gewehre und vieles Kriegsgerät 
erbeutet. 
Für den weiteren Verlauf des Krieges war die Einnahme von Metz von 
hoher Bedeutung. Die guten und geübten französischen Soldaten waren bei 
Sedan und Metz gefangen genommen worden; später stellten die Franzosen 
wohl noch große Massen von Soldaten ins Feld, aber diese waren weit weniger 
kriegstüchtig. — Dagegen konnte das große deutsche Heer, das so lange vor 
Metz gelegen, jetzt an anderer Stelle den Kampf gegen die Franzosen aufnehmen 
und den Krieg zum siegreichen Ende führen helfen. 
Welches Fest feiern wir am 2. September? Woran erinnert uns 
das Sedanfest? Wann war die Schlacht bei Sedan? Den Oberbefehl über 
dieses französische Heer, bei welchem sich auch Kaiser Napoleon befand, führte 
der französische General Mac Mahon. Er wollte nach Metz ziehen, um 
das französische Heer zu befreien, aber er wurde von den Deutschen um¬ 
zingelt. Die Franzosen wehrten sich sehr tapfer; was mußten sie aber zuletzt 
thun? Wie groß war das gefangene französische Heer? Wie wurde die Nachricht 
4*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.