Full text: Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte

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Schon glaubten die Östreicher gesiegt zu haben, denn ihre Reiterei 
hatte die preußische in die Flucht gejagt, aber wie die Mauern standen 
die Regimenter des Fußvolkes, kaltblütig wiesen sie alle Angriffe zurück. 
Als sie nun Schwerin selbst mit fliegenden Fahnen und unter den Klängen 
der Feldmusik gegen den Feind führte, trat Neiperg den Rückzug an. 
Friedrich rückte darauf in Böhmen ein und besiegte den östreichischen 
Feldherrn Karl von Lothringen bei Chotusitz (1742). Durch diese 
Erfolge gezwungen, schloß Maria Theresia mit Friedrich den Frieden zu 
Breslau und überließ ihm, wenn auch mit schwerem Herzen, Schlesien. 
Das hatte sie aber nur gethan, um ihre Macht ganz gegen 
ihre andern Feinde wenden zu können. Denn sie war eine herz¬ 
hafte Königin und fest entschlossen, ihr Reich zu verteidigen. In 
ihrer Bedrängnis hatte sie sich an die Ungarn gewendet und von 
ihnen auch Hülfe erhalten. Der Feind mußte Böhmen räumen und 
Karl Albert sogar aus seinem Lande fliehen. Friedrich fürchtete nun, 
Maria werde sich nach Beendigung dieses Krieges (östreichischer 
Erbfolgekrieg) mit ganzer Macht gegen ihn wenden, um ihm Schlesien 
wieder zu entreißen. Dem Angriffe zuvorkommend, begann er den 
zweiten schlesischen Krieg. Auch diesen führte er siegreich zum Ziele. 
Nachdem er die Östreicher und Sachsen bei Hohenfriedberg 
geschlagen, drang er in Böhmen ein und besiegte die Feinde bei 
Sorr. Auch der alte Dessauer hatte nach Erstürmung der eisbedeckten 
Höhen von Kesselsdorf (bei Dresden) einen ruhmvollen Sieg er¬ 
rungen. Da willigte Maria Theresia in den Frieden von Dresden 
(1745), in welchem sie aufs neue auf Schlesien verzichtete. 
t Der dritte schlesische (siebenjülsrige) Krieg 1756—63. In 
der Zeit von 1745 bis 56 lebte Friedrich den ernsten Geschäften der 
Regierung, sowie den heitern Genüssen der Kunst und der Geselligkeit 
im Verkehr mit geistvollen Männern, meist in Potsdam auf seinem 
Schlosse Sanssouci. Allein die Hoffnung, fortan fein Land in Frieden 
regieren zu können, betrog ihn, denn es zogen sich Wolken über 
seinem Haupte zusammen, welche auf noch größere Stürme hindeu¬ 
teten, als er sie bisher überstanden hatte. Maria Theresia hatte 
nie den Wunsch aufgegeben, Schlesien wieder zu erobern. Der Neid, 
welchen das mächtige Wachstum Preußens bei den alten europäi¬ 
schen Großmächten erregte, bewirkte, daß sie Bundesgenossen fand. 
Der scharfe Spott, welchen Friedrich über die sittenlose Kaiserin
	        
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