Full text: Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen

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Wig XIY., der mit Allgewalt nach dem Wahlspruch herrschte: „Der 
Staat bin ich." Er war prunkliebend, ehrgeizig und ländersüchtig. 
Zu allerlei Raubkriegen mit den Nachbarn brach er die Gelegenheit vom 
Zaune, und aus jedem trug er trotz der Niederlagen einen Zuwachs an 
Land und Macht davon. Die deutsche Uneinigkeit und Schwäche machten 
ihm die Erreichung seiner Pläne leicht. Besonders teuflisch hausten 
seine Scharen in der Pfalz, und noch heute bezeugen die Trümmer 
des Heidelberger Schlosses die Zerstörungskunst unserer westlichen 
Nachbarn. Mitten im Frieden 1681 riss er Straßburg, die Königin 
des Elsass, durch List und Gewalt an sich. Karl V. hatte gesagt: 
„Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien 
ständen, so würde ich Wien fahren lassen und Straßburg reiten!" Der 
schwache Kaiser Leopold aber rührte nicht Hand noch Fuß bei dem 
grausamen Verluste Deutschlands. Es war ein Jammer, dass in jener 
Zeit an den deutschen Höfen die französische Sprache, Mode, Putz- und 
Festsucht, Verschwendung und Sittenlostgkeit zu voller Herrschast kam 
und dass der deutsche Charakter durch äffische Nachahmung entstellt 
wurde. 
6. Die Schlacht bei Fehrbellin mit 18. Juni 1675 trug 
Friedrich Wilhelms Ruhm in alle Welt. Als die Franzosen am Rheine 
einfielen, da zog auch der Kurfürst sein Schwert gegen den Reichs- 
feind. Bald erkannte Ludwig, dass dieser der gefährlichste Gegner sei, 
und hetzte ihm die Schweden aus Pommern ins Land. Vergebens 
suchten die treuen Bauern in der Mark den kriegskundigen Schweden zu. 
widerstehen. Auf ihre Fahnen hatten sie geschrieben: „Wir sind Bauern 
von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit Leib und Blut!" 
In Eilmärschen kam der Kursürst herbei und traf die Schweden bei 
Fehrbellin. Auf einen Hügel, den die Schweden zu besetzen vergessen, 
ließ er Geschütze auffahren, die Tod und Verderben zwischen die Feinde 
schleuderten. Er selbst stürzte sich ins Kampfgetümmel und stellte sich 
an die Spitze einer führerlosen Schwadron mit den Worten: „Folget 
mir, tapfere Soldaten; ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will 
siegen oder ritterlich mit euch sterben!" Da sein Schimmel die Ziel- 
scheibe für die feindlichen Geschosse wurde, so ritt sein Stallmeister 
Froben heran und vertauschte den Schimmel gegen seinen Braunen. 
Kaum war dies geschehen, so traf eine Kugel den treuen Mann zum 
Tode. Nach dem wüthendsten Kampfe flüchteten die Schweden gegen 
Fehrbellin. Man rieth, die Stadt zu beschießen, aber der Kurfürst 
sprach: „Ich bin nicht gekommen, mein Land zu verbrennen, sondern 
zu retten!" Leider wurden dem Kurfürsten die Früchte dieses Sieges 
und anderer Heldenthaten durch den Neid seiner Bundesgenossen, be¬ 
sonders des Kaisers, verkümmert. Im Frieden musste er alle seine Er- 
oberuugen wieder herausgeben. Seufzend wünschte er beim Unter- 
schreiben: „Hatte ich doch nie schreiben gelernt!"
	        
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