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wurden von Marius besiegt (102 u. 101 v. Chr.). — Cäsar be¬
siegte und verjagte den Suevenfürsten Ariovist (58) und eroberte
alles Land auf dem linken Rheinufer. Drusus, des Augustus Stief-
söhn, befestigte die Rheingrenze durch 50 Burgen und unternahm 4 sieg¬
reiche Züge ins Innere von Deutschland. An der Elbe soll ihm eine
riesige Alrune (Seherin) drohend zugerufen haben: „Kehre um. Uner¬
sättlicher, deines Lebens und deiner Thateu Ende ist gekommen!" Auf dem
Rückzüge stürzte er vom Pferde und starb an einer Schenkelverletzung (9 v.
Chr.). Sein Bruder, der nachmaligeKaiser Tiberius, säeteZwietracht unter
den Deutschen und unterwarf das Land bis zur Weser durch List und Ränke.
3. Varus und Armin. Der römische Statthalter Q u i n c t i l i u s
V a r u s behandelte das Land wie eine eroberte Provinz. Er beseitigte die
deutsche Gauverfassung und führte die römische Prozeßordnung mit Ad-
vokaten, Ruten, Beilen und römischer Sprache ein. Da schloß der kühne
und gebildete Cheruskerfürst Armin (Hermann) mit befreundeten
Männern ein Bündnis zur Abschüttelung des fremden Joches. Er wußte
den bethörten Varus trotz der Verräterei seines Oheims Segest, dessen
Tochter Thusnelda Armin entführt hatte, in das Netz zu locken. Unter
dem Vorwande, daß im Osten ein Aufstand ausgebrochen sei, bewog er
Varus zu einem Zuge durch den Teutoburger Wald (9 nach Chr.)
und überfiel hier die vom Marsche ermüdeten und vom Regen durch-
näßten Soldaten in der Gegend des heutigen Detmold, wo auf der
Grotenburg das Hermannsdenkmal weit in die Lande leuchtet. Der
Regen goß hernieder und machte die Bogensehnen schlaff und die Wege
grundlos. Durch den heulenden Sturm scholl das Kriegsgeheul der
Deutschen, das Sausen ihrer Speere und das Krachen ihrer Streitäxte.
Nach mehrtägigen Kämpfen wurden die Legionen zersprengt, die Adler
genommen und die Flüchtigen niedergemetzelt. Der verzweifelnde Varus
stürzte sich in sein Schwert. Die Deutschen brachen nun die Zwing-
bürgen, opferten viele Gefangene an ihren Götteraltären, töteten unter
grausamen Martern die römischen Advokaten, rissen ihnen die Zunge
aus mit den Worten: „Nun zische, du römische Natter!" und säuberten
das Land vom Römertnm bis an den Rhein. Bei der Nachricht von
dieser Niederlage stieß Augustus den Kopf gegen die Wand und rief:
„Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!"
4. Armins Ende. Später hat Drusus' Sohn Germanicns
sich hohen Kriegsruhm in Deutschland erworben (14—16 nach Chr.). Er
hat die Gebeine der Erschlagenen im Teutoburger Wald bestattet, Armins
Gattin gefangen hinweggeführt und ihn selbst in mehreren Schlachten
zurückgedrängt. Doch dauernd konnten die Römer nicht Fuß fassen.
Armin aber, der Befreier Deutschlands und der Erhalter deutscher
Sprache und Sitte, siel im 37. Lebensjahre durch die meuchlerische Hand
neidischer und eisersüchtiger Verwandten, weil man ihn beschuldigte,
daß er nach der Alleinherrschaft strebe.
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