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in die Zukunft zu schauen vermochte, aber bei niemand Glauben fand
Zuletzt war Troja ein rauchender Schutt- und Trümmerhaufen.
4. Die glücklose Heimkehr der Sieger. Die heimkehrenden
Griechen traf meist etn trauriges Los. Agamemnon wurde von seiner
Gattin Klytämnestra mit erheuchelter Freude empfangen. In seiner
Abwesenheit hatte sie ihr Herz dem feigen Ägisthus geschenkt. Sie rüstete
dem Heimkehrenden ein Bad, und als er die ermüdeten Glieder streckte
warf sie ihm ein Netz über sein Haupt und erschlug ihn mit Hilfe des
Agchhns. Den Mord rächte ihr Sohn Orestes, der mit seinem unzer-
trennlichen Freunde Py lad es aus der Ferne zurückgekehrt war. Er tötete
die eigene Mutter und ihren Buhlen. Nun aber jagten ihn die Erinnyen
ruhelos von Land zu Land, von Meer zu Meer, bis er endlich auf Tauris
seine Schwester Jphigenia als Priesterin der Artemis und unter dem
Bilde der Göttin Ruhe und Versöhnung fand.
Odysseus sah erst nach zehnjähriger Irrfahrt seine Heimat, seine
treue Gattin Peuelope und seinen Sohn Telemachus wieder. Im
Zyklopenlande blendete er den einäugigen Zyklopen Polyphem, der die
Hilfesuchenden in seine Höhle einsperrte, um sie zu verzehren. Die Zauberin
Kirke verwandelte seine Gefährten in Schweine, wurde aber von Odysseus
gezwungen, sie zu befreien. Art den Mast gebunden, hörte er den ver-
lockenden Gesang der Sirenen, nachdem er seinen Gefährten die Ohren
mit Wachs verstopft hatte. Mit Verlust von sechs Genossen kam er durch
die Szylla und Charybdis, zwei heulende Ungeheuer (Strudel) in der
Straße von Messina. Die Nymphe Kalhpso hielt ihn sieben Jahre auf
ihrer Insel fest. Als ihn die Sehnsucht von hinnen zog, warf ihn unter-
wegs ein Schiffbruch auf die Insel der Phäaken. Die liebliche Königs-
tochter Nausikaa führte ihn zu ihrem Vater Alkinons, der ihn gastlich
aufnahm. Endlich heimgekehrt, züchtigte er die unverschämten Freier, die
sein Gut verpraßt, seinen Sohn verspottet und seine Gattin gequält hatten.
5. Das einfache Leben der Griechen in der Heldenzeit. In der
ältesten Zeit herrschte ein patriarchalisches Königstum. Das Volk schied
sich in Edle, Freie und Unfreie (Sklaven). Die Hauptbeschäftigungen
waren Getreide-, Wein- und Obstbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei. Man
trieb auch Handel, Schiffahrt und einige Gewerbe. Die niedrigen Arbeiten,
wie: hacken, graben, Vieh hüten, Holz spalten, Wasser tragen, Feuer an-
zünden, Getreide mahlen und dergl. verrichteten Sklaven; diese waren ent-
weder Kriegsgefangene oder durch Seeraub und Handel erworben. Als
Zugtiere dienten Stiere, als Lasttiere Esel und Maultiere. Rosse zogen
im Kampfe die Streitwagen. Die Herden bestanden aus Rindern, Schafen,
Ziegen und Schweinen. Der Handel wurde nur im kleinen getrieben und
beschränkte sich meist auf Tauschhandel. Gemünztes Geld kannte man
kaum. Die Schiffe wurden gerudert. Durch Krieg und Seeraub suchten
sich kühne und unternehmungslustige Männer zu bereichern. Zierliche und
kunstvolle Geräte wußte man zu verfertigen, so allerlei Henkelkrüge, Drei-
süße, Tische und Stühle, allerlei Waffen aus Erz zu schmieden und wohn-
liehe Häuser sowie feste Burgen aus Steinen herzustellen. An der Spitze
der Volksgemeinde stand der König. Als Zeichen seiner Würde trug er