Full text: Geschichte von Mainz und Umgegend

— 12 — 
dem Vororte Zahlbach, der schon zur Römerzeit bewohnt war und jetzt 
noch eine sehr reiche Fundgrube wertvoller römischer Altertümer ist. 
Dieser Ort hieß früher Zeylbach und hat seinen Namen von dem 
Zeybach, der bei Bretzenheim entspringt und bei Mainz in den Rhein 
mundet. Eine der Quellen, woraus die Römer ihr Wasser leiteten, befindet 
sich an dem zwischen Gonsenheim und Finthen gelegenen „Königs¬ 
born". Der jetzige Besitzer des Königsborns hat die Hauptquelle, 
die früher in den Thalgrund hinabfloß, gefaßt und in feinen Garten 
geleitet, so daß der Ausfluß der eigentlichen Römerquelle jetzt im Teiche 
des Köuigsboruer Gartens zu sehen ist. Zwischen Gonsenheim und 
Finthen ging die römische Wasserleitung über das Thal nach dem 
Finthener Berge; von hier ans lagen die Kändel wahrscheinlich auf unter¬ 
irdischen Fundamenten; erst wo die Gegend anfängt flach zu werden, be¬ 
gannen die Pfeiler. Es waren im ganzen etwa 500 Pfeiler, einige 
davon hatten 40 m Höhe und 6 m Dicke, etwa 4 m standen sie von 
einander entfernt. Noch jetzt sind die Trümmer von etwa 60 Pfeilern 
zu sehen; von diesen sind 24 noch 6—7 m hoch. 12 nur 3—4^ m, 
24 stehen wenig ans dem Boden hervor. Das Mauerwerk der Pfeiler 
besteht aus einer Mischung kleingehauener Steine und Kalk. Außer¬ 
halb waren die Pfeiler mit großen Quadersandsteinen bekleidet. An 
einem Pfeiler, dem 30. vom Graben an, ist an der Seite nach Zahl¬ 
bach hin noch ein Teil der äußern Bekleidung zu sehen. Auf den 
Pfeilern lagen steinerne Kandel; einer derselben befindet sich in unserem 
Museum; er ist über 1,75 m lang, 0,87 m breit und über 0,50 m 
hoch; die Rinne ist 0,37 m breit und vermochte deshalb eine bedeutende 
Wassermaffe zu fassen. Die Kandel waren oben mit dicken Platten 
verschlossen. Der letzte Pfeiler der Leitung stand am oberen Zahl¬ 
bacher Wege beim jetzigen Wachthäuschen. Dort wurde das Wasser 
in einem Becken gesammelt und durch unterirdische Röhren in das 
Lager geleitet. Der Abfluß des Wassers ging links der Gaugasse ent¬ 
lang in den Rhein. Im ganzen hatte die Leitung eine Länge von 
7165 m. Aus welch dauerhaften Banstoffen dieselbe bestand, erkennt 
man darau, daß heute noch das Gußmauerwerk, obschon es vom 
Mantel entkleidet ist, fast unzerstörbar dasteht. 
3. Der Drususstein ist ein Denkmal, das etwa im Jahre 8 vor 
Christi Geburt zum Andenken an den Feldherrn Drusus errichtet 
wurde. Den Namen „Eichelstein" soll er deshalb führen, weil er 
früher die Gestalt einer Eichel hatte. Besser wird aber das Denk¬ 
mal „Eigelstein" geschrieben und von dem altdeutschen Worte eigil 
(groß) abgeleitet. Im Jahre 1698 wurde im Innern eine Höhlung ge¬ 
brochen und eine Treppe angelegt, so daß man jetzt die Spitze des 
Denkmals betreten kann. Außer dem Drusussteine erinnert noch die in 
der Gegend des römischen Mainz angelegte „Drususstraße" an diesen 
Feldherrn. 
4. Drusus hat wahrscheinlich schon das Mainz gegenüberliegende 
Ufer durch Anlagen von Erdwällen gesichert. Aber erst nach der Er¬ 
oberung des Taunuslandes wurde eine feste Brücke über den Rhein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.