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Verfolgungen trotzend, das Christentum über das ganze römische Reich
verbreitet.
So lebten am Hose Diokletians Christen, die ungestört ihren gottes¬
dienstlichen Übungen nachgehen durften. Erst gegen Ende seiner Regierung
wurde das anders. Zu Anfang des Jahres 303 erließ Diokletian einen
Besehl, welcher die Zerstörung sämtlicher christlichen Versammlungshäuser,
die Verbrennung aller ihrer heiligen Schriften gebot und die gottesdienst¬
lichen Versammlungen selbst untersagte. Dann folgten neue Befehle, welche
das Opfern vor den Götterbildern einschärften. Obwohl viele Christen
den Märtyrertod starben, so war doch die Zahl schon viel zu groß, als
daß jene Maßregeln, selbst wo sie streng durchgeführt wurden, den ge<
wünschten Erfolg hätten haben können. Aus der Verfolgung selbst erwuchs
dem Christentum neue Kraft und Anhängerschaft, und zehn Jahre später
errang es sich die Glaubensfreiheit. Denn im Jahre 313 ordnete Kon¬
stantin an, daß das Christentum den übrigen Religionen gleichgestellt werde.
Später leitete er selbst die erste der großen Versammlungen der christlichen
Kirche, das Konzil zu Nicäa. Kurz vor seinem Tode (338) ließ er sich
taufen. Zwar hat einer seiner Nachfolger, Kaiser Julian, den Versuch
gemacht, das Heidentum wiederherzustellen, aber ohne Erfolg.
10. Theodosius. Dem Kaiser Theodosius war es gelungen, das ganze
Reich ein letztes Mal zn einer Herrschaft zn vereinigen. Er war es, der
die christliche Lehre als die alleingeduldete Staatsreligion erklärte. Die
heidnischen Tempel wurden geschlossen oder zerstört, jede Art von Götzen¬
dienst unter Strafe der Majestätsbeleidigung verboten.
Zu Anfang des Jahres 395 hinterließ Theodosius seinen beiden
Söhnen das Reich mit der Bestimmung, daß der ältere Areadins das
Morgenland, der jüngere Honorius das Abendland verwalten sollte. Das
Weltreich ging bald durch die Germanen zugrunde.
C. Die Germanen bis zur Völkerwanderung.
§ 38. Land und Wotk der Germanen zur Zeit des Augustus.
/ 1. Natur des Landes. Die Römer verstanden unter Germanien, wie
sie ^Deutschland nannten, das Land vom Rhein bis an die Weichsel und
von den Alpen bis an die Küsten der Nord- und Ostsee. Doch wohnten
auch außerhalb dieser Grenzen germanische Volksstämme, so namentlich in
Skandinavien und am linken Rheinufer. Um die Zeit des Augustus war
das jetzige Deutschland zum weitaus größten Teil von Hochwald und