Full text: Der Weltkrieg (Teil 3)

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20—30 m aus französischen Schützengräben ein fürchterliches Feuer, 
das wir ruhig aushalten mußten. Endlich konnten wir uns daraus be¬ 
freien und marschierten nun nach der Einsattelung des Kopfes; sie ist 
etwa 50 m tief und 30—40 m breit. An sie schließt sich ein 1100 m hoher 
Berg (Molkenrain). Mein Zug mußte die gefährlichste Stellung ein¬ 
nehmen und sich nach zwei Seiten decken. Schnell hoben wir einen 
Graben aus. Da griffen uns die Alpenjäger auch schon wütend an; aber 
wir wiesen sie ab. In der Nacht bauten wir unsern Graben eiligst aus 
und zogen Stacheldraht. Dann aßen wir kalte Dauerspeisen und holten 
srische Patronen. Am Morgen griff uns der Feind aus 100 m Ent¬ 
fernung heftig an. Die Kugeln schlugen an die dicht stehenden Bäume. 
Ein Hagel von Querschlägern sauste meist über uns hinweg. Das Pfeifen, 
Sausen, Schnurren, Brummen, Heulen der Querschläger wie der übrigen 
Geschosse war fürchterlich. Die Maschinengewehre knatterten entsetzlich. 
Wohl 600 Schuß rasten in der Minute über uns weg. Schier erstarrt 
lagen wir im Graben. Ein Jäger in Deckung lugte öfter nach dem Feinde 
aus. Plötzlich setzte das feindliche Feuer aus. Drüben bliesen die Hörner 
zum Sturm. Wir hörten schreien: Vorwärts, vorwärts, Kameraden! 
(en avant, camarades, en avant!) Nun stürmten die blauen Alpenjäger 
heran. Ein schrecklich ruhiges, wohlgezieltes Punktfeuer eröffneten meine 
Jäger; eine Hölle voll Krachen und Pfeifen der Geschosse, dazu das 
hastige Klappern der Schlösser. Dazwischen schrien Offiziere: Patronen 
nach rechts! Handgranaten nach rechts! Alles ging rasend schnell. Da 
krachten auch schon die Handgranaten in die dichten Reihen der Alpen¬ 
jäger. Sie kamen gar nicht bis an die Drahtverhaue. Verwundete 
stöhnten und schrien, die andern jagten zurück und bargen sich im dichten 
Unterholz. Plötzlich verhallte der Lärm des Kampfes. Da sah ich erst, 
daß einer meiner Jäger durch einen Kopfschuß getötet worden war; sonst 
hatte mein Zug keinen Verlust. Ein verwundeter Alpenjäger kroch heran. 
Ich befehle: Mcht schießen! und rufe ihm auf Französisch zu: Kommen 
Sie hierher! Haben Sie keine Furcht! Wir schießen nicht. (Venez ici! 
N'ayez pas peur, nous ne tirons pas.) Aber ein andrer Alpenjäger 
zieht ihn wieder zurück, und an meinem Kopfe saust eine Kugel vorbei. 
Da knallt auch schon ein Schuß, und beide Franzosen sinken um. Nach 
einer halben Stunde erneuern die Franzosen ihren Angriff, doch aber¬ 
mals ohne Erfolg. Am Nachmittag stürmt wohl ein ganzes Regiment. 
Mein Zug fast allein schlägt den Angriff ab. Der Feind hat schreckliche 
Verluste. Am Abend schmettern die französischen Hörner wieder; wir 
hören das Rufen, Schreien, Lärmen, aber die Alpenjäger wagen den 
Angriff nicht. Eine ftanzöfische Kompanie ist eingeschlossen. Sie wehrt 
sich tapfer ein paar Tage. Dann werfen wir Minengeschosse hinein, und 
nun ergeben sich 132 Mann. Der Hartmannsweilerkopf ist unser. 
Solche heiße Kämpfe hat es auch um den Reichsackerkopf bei Münster 
und die übrigen Berge gegeben. Es sind meist kleinere, aber deshalb
	        
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