Full text: Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich (Bd. 2)

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A. Europa. 
pflanzen, vortreffliches Obst lind Wein. Das Mineralreich liefert viele 
und ausgezeichnet schöne Steinkohlen, sowohl östlich 'vom Rhein, an der 
Ruhr, als westlich in den Regierungsbezirken Trier und Aachen: ferner 
Braunkohlen und Torf; an Metallen aber vorzüglich Eisen, dann auch 
Kupfer, Blei, Zink und Kobalt. Der Verkehr zu Lande wird durch das 
mit jedem Jahr au Ausdehnung gewinnende Eisenbahnnetz außerordentlich 
befördert, und zahlreiche Dampfschiffe verbinden die rheinischen Handelsstädte 
mit Holland und Ober-Deutschland. Die Eisenbahnen überschreiten scbon die 
Länge von 180 preuß. Meilen. Alle wichtigen Städte sind bereits durch Eisen¬ 
bahnen verbunden. — Wegen der großen Ausdehnung der Provinz und der vielen 
zu bemerkenden Orte wollen wir die einzelnen Regierungsbezirke durchgehen. 
a) Im Regierungsbezirk Köln, nächst Düsseldorf mit der stärksten Be¬ 
völkerung in Preußen (8150 Einw. auf der □$?.), bemerken wir: 
Köln (Colouia Agrippina), am linken Rheinufer. Sie liegt in 
einer flachen Gegend, bildet einen Halbkreis am Ufer des Rheins und zählt 
bei einem ungeheuren Umfange (1867 119,516 Einw.*), 1864122,160) fast 
ganz katholische Einwohner. Die alten Mauern und Thürme sind in der 
neuesten Zeit durch Außeiuoerke bedeutend verstärkt und die Stadt über¬ 
haupt befestigt worden. Köln ist vielleicht die älteste Stadt in Deutsch¬ 
land; hier siedelte Agrippa, der bekannte Feldherr Angustns, die Ubier, 
ein von den Sueven bedrängtes deutsches Volk, zur Vertheidigung des 
Rheins an, und Agrippina, Tochter des Germaniens und Gemahlin des 
Claudius, die hier geboren, legte daselbst eine römische Colonie an; daher 
ihr vollständiger Name: Colonia Claudia Augusta Agrippincnsium. 
Die Stadt blühte bald empor und wurde eine freie Reichsstadt, welche durch 
ihren Handel zu den ersten hanseatischen Städten gehörte. Finsteres Mönchs¬ 
wesen, Unduldsamkeit, die oft wiederkehrenden Judenverfolgungen, und vor 
Allem die 1618 erfolgte Vertreibung aller Protestanten (1400 Häuser 
wurden dadurch leer) hatten die Stadt außerordentlich zurückgebracht. Viele 
herrliche Kirchen, enge finstere Gassen, viele kleine, elende Häuser in den 
vom Mittelpunkt enffernteren Gegenden, viele Wein und Obstgärten und 
unzählige Bettler, daS rvar der Anblick, welchen Köln vor 1815 darbot; 
seitdem aber hat es sich durch großartigen Handel und Betriebsamkeit wie¬ 
der zur Hauptstadt des Rheinstroms emporgeschwungen. Es sind hier Fa¬ 
briken in Baumwolle, Seide, Taback, Zucker, zur Ueberwinterung der 
Schiffe ist ein Sicherheitshafen angelegt worden, Eisenbahnen gehen von 
Köln nach allen Weltgegenden aus, eine stehende Brücke auf Steinpfeilern 
verbindet beide Ufer miteinander. Das berühmteste Fabrikat der Stadt ist 
unstreitig das vortreffliche Kölnische Wasser (Lun de Cologne). Die ehe¬ 
malige, 1388 gestiftete, 1798 aufgehobene Universität zeichnete sich durch 
ihren finsteren Geist als die erbittertste Feindin der Reformation aus. 
Unter den Kirchen steht der unvollendet gebliebene Dein, daS erhabenste 
Meisterwerk der deutschen Baukunst, billig oben an. Er ward vom Erz¬ 
bischof Kourad von Hochstedten 1248 begonnen; bis 1499 ward daran ge¬ 
baut, und doch wurde nur der östliche Theil, das hohe Chor, 200' hock, 
vollendet. Das eigentliche Schiff der Kirche, auf 100 Säulen ruhend, 
*) Ohne Militär. Ist die Militärbevölkernng ebenso ftarf als 1864, so beträgt 
die Gesammtzahl der Einwohner 124,678.
	        
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