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die Möglichkeit erklärt, ohne alle Hilfe von Seiten des Staates, so Großes
zu vollenden. Ihn, Francke selbst, bestärkte dies alles in seinem starken
Glauben und unerschütterlichen Vertrauen ans die göttliche Vorsehung, zu¬
mal es sich oft traf, daß gerade in der Stunde, wo kein Groschen vorhan¬
den war, um die wartenden Arbeiter zu bezahlen, die nöthige, und nicht
Men eine größere Summe, als man bedurfte, mit der Post von bekannten
und unbekannten Personen einging. Er sah darin Gottes Wink, der ihn
bestimmt habe, Vieles und Großes zu vollenden. Er erfuhr an sich den
Spruch, der über dem Eingänge des Hauses vom Rannischen Thore her steht:
»Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren
mtt den Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden,
daß sie wandeln und nicht müde werden."
Im Jahre 1727, bei Francke's Tode, wurde an König Friedrich
Wilhelm I. von Preußen folgendes Verzeichniß der Anstalten eingesendet:
1) das Pädagogium:
82 Scholaren,
70 Lehrer und andere Personen;
2) die lateinische Schule des Waisenhauses:
3 Jnspectoren,
32 Lehrer,
400 Schüler,
10 Bediente u. a.
3) die deutschen Bürgerschulen:
4 Jnspectoren,
98 Lehrer,
8 Lehrerinnen,
1725 Knaben und Mädchen;
4) Waisenkinder:
100 Knaben,
34 Mädchen,
10 Aufseher und Aufseherinnen;
5) Tischgenossen:
255 Studiosi,
360 arme Schüler;
6) Haushaltung. Apotheke. Buchladen:
53 Personen;
7) Anstalten fürs weibliche Geschlecht:
15 im Fräuleinstift,
8 in der Pension für junge Frauenzimmer,
6 Wittwen.
In allen diesen Anstalten waltete und lebte ein frommer, christlich-
kirchlicher Sinn. Alle Lehrer — die meisten waren Studenten — suchte
sich Francke selbst aus. Etwas, was diesen Schulen eigenthümlich, war
das starke Hervortreten der Realien; Francke will, daß neben dem, was
sonst gewöhnlich war, auch Arithmetica, Geographia, Chronologia, Historia,'
Geometria, Astronomia, Musica, Botanica und Anatomia gelehrt werde.
Da nun Francke bei allen seinen Unternehmungen von Religion aus-