Full text: Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte

120 Die preußische Provinz Hannover [2 
Kaiser Heinrich I. und Otto der Große durch ihre erfolgreichen Kämpfe 
gegen die auswärtigen Feinde ausgezeichnet. Um Sachsen besser im 
Norden zu schützen, ernannte Otto der Große 961 Hermann aus dem 
alten Grafengeschlechte der Billinger zum Herzoge über das nord¬ 
östliche Sachsen. Ihre um Lüneburg liegenden Eigengüter wußten die 
Billinger durch glückliche Heiraten, aber auch durch' kluge Benutzung der 
Umstände wesentlich zu vermehren, indem sie die als Besoldung verliehenen 
kaiserlichen Besitzungen zu ihrem Eigentum machten. Als 1106 ihr 
Mannesstamm erlosch, gab der Kaiser das Herzogtum an den Grafen 
Lothar von Supplingenburg. 
3. Nach dem Vorgänge der Billinger suchten auch andere sächsische 
Geschlechter ihren Besitz und ihr Recht auf Kosten des Kaisertums zu er¬ 
weitern. Solches erstrebten insbesondere die folgenden: a) Die Brunonen, 
die 861 den Grund zur Stadt Braunschweig gelegt haben sollen, besaßen 
fruchtbare Gebiete um Braunschweig, b) Die Grafen von Nord¬ 
heim waren besonders um Göttingen, in Grubenhagen und im nördlichen 
Hessen reich begütert und wußten ihren Besitz unter deu günstigen Zeit¬ 
verhältnissen erheblich zu vergrößern. Der Sohn des Grafen Otto von 
Nordheim vereinigte durch seine Vermählung mit der Erbin der brutto- 
nifchen Güter diese mit seinen nordheimschen Gebieten, c) Die 
Grafen von Supplingenburg, deren Hausgüter um Königslutter 
lagen, hatten auch am südlichen und östlichen Harzabhange Besitzungen, 
die sie durch Gewinnung großer Strecken im Magdeburgischen erweiterten. 
Lotharvon Supplingenburg verband durch Heirat die großen und 
zahlreichen nordheimschen Güter mit den seittigett und wurde der mäch¬ 
tigste Fürst Norddeutfchlands. Als sächsischer Große war er Gegner 
Heinrichs V., obwohl dieser ihn zum Herzog erhoben hatte. Als Kaiser 
suchte er in seinem Kampfe gegen die Hohenstaufen Unterstützung an dem 
Bayernherzog Heinrich dem Stolzen, indem er ihm sein einziges 
Kind, Gertrud, vermählte und das Herzogtum Sachsen zusagte. 
II. Das Haus der Welfen bis ntr Erhebung 
Vrauuschrveig-Lüneburgs zum Herzogtum. 1235. 
1. Die Welfen, deren Ursprung in Sage gehüllt ist, hatten 
im südlichen Schwaben und Bayern allmählich ein großes Besitztum 
erworben, als dessen Mittelpunkt Altorf in Schwaben galt. Mit 
Wels III., der zugleich Herzog von Kärnten war, starb die deutsche 
Linie der Welfen um die Mitte des 11. Jahrhunderts aus. Sein 
Neffe Welf IV., ein Glied der italischen Linie, der Sohn des 
Markgrafen von Este und Schwiegersohn Ottos von Nordheim, 
erbte jene Familiengüter und ward der Stammvater der jüngeren 
Welfen. Heinrich IV. erhob ihn zum Herzog von Bayern. Sein 
Sohn, Heinrich der Schwarze, erwarb durch feine Gemahlin, 
die Erbtochter des letzten Billingers, den größten Teil der zahl¬ 
reichen Billingfchen Güter und begründete dadurch die Größe 
feines Hauses. Herzog Heinrich der Stolze von Bayern ver¬ 
einte durch seine Vermählung mit Gertrud von Supplingenburg 
die billingfchen, nordheimschen, brunonischen und supplingenburg- 
schen Güter in einer Hand. Dazu ward er Herzog von Sachsen und
	        
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