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Die preußische Provinz Westfalen
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Noch vermögen die Römer am Abend des ersten Tages ein
festes Lager aufzuschlagen; am nächsten Morgen geht unter fort¬
währenden Verlusten und Kämpfen der gefährliche Zug weiter.
Am Abend gelingt nochmals die Errichtung eines regelrechten
Lagers. Doch es sollte das letzte Mal sein. Am Morgen des
dritten Tages giebt Hermann das Zeichen zum Hauptangriff,
zum Vernichtungskampf. Alle Tapferkeit der Römer ist
vergebens. Bald wird Varus selbst verwundet, zwei seiner
Unterfeldherren fallen, der dritte macht einen vergeblichen Ver¬
such, sich mit der Reiterei durchzuschlagen. Varus stürzt sich
verzweifelnd in sein Schwert, seine drei Legionen sind
vernichtet, der Rest ergiebt sich schließlich auf Gnade und
Ungnade. Viele vornehme Römer fallen als Opfer an den
Altären der Germanengötter; die erbeuteten Adler werden an
geweihter Stelle eingegraben. — Ungeheuer war der Ein -
druck, den die Unglücksbotschaft in Rom machte.
Augustus selbst brach in die verzweiflungsvollen Worte aus:
„Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!"
Den Römern gelang es nicht, ihre Herrschaft in jenen
Gegenden wieder herzustellen. Zwar gewann des Drusus
tapferer Sohn Germaniens in den Jahren 14—16 auf
seinen drei Zügen bis nach dem Innern Deutschlands wirk¬
liche Vorteile. Aber ehe er etwas Dauerndes erreicht hatte,
wurde er abberufen und nach dem Orient gesandt. Aus dem
zweiten jener Züge (15 n. Chr.) hat der junge Held auch die
Stätte der Unglücksschlacht besucht. Der römische Geschichts¬
schreiber Taeitus schildert uns diesen Vorgang mit aller
der Anschaulichkeit, die ihm eigen ist. Zahlreich fand man noch
die bleichenden Gebeine. Einzelne Soldaten des Germaniens,
die unter Varus gedient hatten und dem Verderben entronnen
waren, konnten genau über den Verlauf der Unglücksschlacht
berichten. Die verlorenen Adler wurden wieder ausgegraben.
Schon vorher war Thusnelda, die in Segestes Hände
geraten war, von diesem dem Germaniens als Gefan¬
gene überliefert worden. Sie gebar in der Gefangenschaft
einen Sohn, über dessen Schicksale nur die Sage zu berichten
weiß. Hermann selbst besiegte später noch den mächtigen
Markomannenfürsten Marbod; aber schon im Jahre 22 fiel
er selbst von Mörderhand, angeblich, weil er nach der
Königsherrschaft gestrebt hatte. Doch wie dem auch sei, er hat
die ehrenvollen Worte verdient, mit denen ihm Taeitus ein Denk¬
mal setzt: „UnzweifelhaftDentfchlands Befreier und
ein Mann, der nicht gegen die beginnende Macht des römischen
Volkes, wie andere Könige und Feldherren, sondern gegen das