23.
Thüringen,
umfassend:
Großherzogtum Sachsen - Weimar - Eisenach, Herzogtümer
Sachsen-Meiningen-Hildburghansen, Sachsen-^llenburg,
Sachsen-Coburg-Gotha, die Fürstentümer Schwarrbnrg-
Rudolstadt^ Schwanburg-Sondershausen, Reuß ä. L.,
Reuß j. L.
Von Professor Br. Alfred Kchulx in Gotha.
Mit einer Geschichtskarte und einer Wappentafel.
1. Thüringische Landgrafen zur Zeit der Hohenstaufen.
Seit der Absetzung Hermanns von Winzenburg (1130) ver¬
waltete die Landgrafschaft Thüringen der Sohn Ludwigs des
Springers, Ludwig I., dem als Erbe seiner Gemahlin, der
Tochter des Grasen Giso von Gudensberg, 1137 auch reiche
Besitzungen in Hessen zufielen. Als mit der Königswahl des
Hohenstaufen Konrad III. (1138) der kaum beigelegte Streit
zwischen Welfen und Staufen von neuem ausbrach, mußte
Ludwig I., um nicht von der Macht Heinrichs des Stolzen, des
Herzogs von Baiern und Sachsen, erdrückt zu werden, die
staufische Partei ergreifen. Noch enger wurde diese Verbindung,
als Ludwigs I. Sohn und Nachfolger, Ludwig H. (1140 bis
1172), welchen seine Zeitgenossen Probus, d. h. den Recht¬
schaffenen, und erst später entstandene Sagen den Eisernen
nannten, sich mit Friedrich Rotbarts Stiefschwester Judith ver¬
mählte. Er hing seinem Schwager treu an und folgte ihm auf
seinen Kriegszügen nach Polen und nach Italien zur Belagerung
von Mailand. Seine Vasallen liebten den tapfern und gerechten
Fürsten so sehr, daß sie vor den Augen des Kaisers eine leben¬
dige Mauer um die Neuenburg (bei Freiburg an der Unstrut)
bildeten. Auch Ludwig III. ', der Fromme (1172—1190),
wahrte seinem kaiserlichen Oheim die Treue. Bei Weißensee
kämpfte er, inzwischen zum Pfalzgrafen von Sachsen ernannt,
am 14. Mai 1180 gegen Heinrich den Löwen, leider unglück¬
lich. Er wurde besiegt, gesangen genommen und von seinem
Gegner bis in den Sommer des folgenden Jahres in Haft ge-