31. Ludwig XIII. Richelieu.
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gegen hatte die Königin aus Florenz eine Kammerfrau mitgebracht, deren
Gatte Concini, Sohn eines Secretärs des Herzogs von Florenz, sich zum
Kammerherrn und Marschall von Ancre emporzuschwingen verstand. Diese
Günstlingswirthschast wurde allgemein gehaßt. Schon daß es Fremde waren,
beleidigte die Eitelkeit der Nation. Inzwischen war der König 16 Jahre
alt geworden und für mündig erklärt worden. Auch er fand seine Höflinge
und Rathgeber, und um ihn sammelte sich ein anderer Kreis, der den Slurz
der italienischen Günstlinge betrieb. Concini, welcher den Prinzen (Heinrich II.)
von Conds, der zweimal die Waffen gegen ihn ergriffen hatte, gefangen
nehmen ließ, beschleunigte selbst seinen Untergang. Ein junger Mann,
Herzog von Luynes, der schon seit der frühesten Jugend als Kammer-Page
viel Anhänglichkeit an Ludwig XIII. geäußert hatte, war in dem Besitze des
Zutrauens seines Königs, der an seinen angenehmen Talenten Gefallen
fand. Entschlossen, sich durch den Sturz des Marschalls von Ancre zu
erheben, rieth Luynes dem Könige, des Marschalls sich zu bemächtigen. Dieser
wurde zum Könige befohlen, und in dem nämlichen Augenblicke, als ein
Garde-Capitän ihm seinen Degen abforderte, fielen die Garden über den
Unglücklichen her und ermordeten ihn unter dem Vorwande des Widerstandes.
Das Volk sättigte seinen Haß an seinem Leichnam (April 1617). Auch seiner
Frau wurde der Proceß gemacht, der sie auf das Schaffst führte. Man
dichtete ihr, um sie zu stürzen, Verbrechen an. Als der junge König hörte,
daß Concini gefallen sei, rief er aus: „Jetzt bin ich König/ allein es zeigte
sich nur zu bald, daß er statt eines fremden Hausmeiers einen nationalen
eingetauscht hatte.
Dem Sturze Sully's war jene lockere Wirthschaft, jenes Verschleudern
von Aemtern und Würden, von Gnaden und Pensionen gefolgt, das sich
von einer Frauen-Regierung, gegenüber einer herrschsüchtigen, anspruchsvollen
Reichs-Aristokratie, erwarten ließ. Bald waren die Finanzen, kaum aus
40jähriger Zerrüttung emporgehoben, wieder so verworren, die Krone so mittellos
geworden, daß man abermals hervorsuchen mußte, was Sully geräuschlos
hatte einschlummern lassen, — die Reichsstände. Diese kamen im October
1614 zum letzten Male im alten Frankreich zusammen, eine Versammlung,
recht geeignet, um die letzten ständischen Rechte für immer zu begraben.
Die Aufgabe des Reichstages war, wie sie der König in der kurzen Eröff¬
nungsrede bezeichnete, die Klagen der Stände vor den Thron zu bringen.
Sofort trat die große Verschiedenheit der Interessen zu Tage. Adel und
Geistlichkeit verlangten Aushebung des Aemterverkauss, d. H. Ausschließung
der Bürgerlichen aus der Verwaltung, aber die Vertreter des dritten Stan¬
des, die fast sämmtlich Inhaber der verkauften Stellen waren, erklärten sich
dagegen, bis die Jahrgelder und Gratifikationen, die den großen Herren zu
Gute kamen, auch abgeschafft seien. Darüber kam es zu sehr heftigen An¬
klagen der Einen wider die Andern, aber zu keiner Einigung. Eben so